BLUTVERDÜNNER SIND GEFÄHRLICH, DABEI GIBT ES NATÜRLICHE MITTELN
- orion-consult
- 20. Jan. 2022
- 6 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 27. Juni 2022

An Herz-Kreislauferkrankungen sterben weltweit die meisten Menschen.
Um einem verfrühten Tod durch Herzinfarkt, Schlaganfall und Embolien vorzubeugen, schlucken daher Millionen Menschen regelmässig Blutverdünner.
Doch gibt es auch sehr viele Lebensmittel, Kräuter, Gewürze und Nahrungsergänzungsmittel, die als natürliche Blutverdünner fungieren können.
Blutverdünner hemmen die Blutgerinnung und beugen auf diese Weise Blutgerinnseln vor.
Andernfalls könnte es zu Gefässverschlüssen und infolgedessen zu Embolien, Herzinfarkt und Schlaganfall kommen.
Pharmazeutische Blutverdünner sind jedoch nicht zu unterschätzen. Gefährliche Blutungen können eintreten, die Knochen leiden und Demenz wird wahrscheinlicher. Natürliche Blutverdünner halten das Blut vorbeugend und nebenwirkungsfrei gesund.
Der Begriff Blutverdünner ist ein wenig missverständlich, da das Blut nicht wirklich verdünnt wird. Die Medikamente hemmen lediglich die Blutgerinnung.
Da der Begriff "Blutverdünner" aber im Volksmund weit verbreitet ist und somit von jedem problemlos verstanden wird, verwenden wir ihn in diesem Artikel, auch wenn er fachlich nicht korrekt ist.
Da an der Blutgerinnung verschiedene Prozesse beteiligt sind, können Blutverdünner auch über ganz unterschiedliche Mechanismen die Blutgerinnung reduzieren und so das Blut dünnflüssiger Machen.
CUMARINE
In Europa nehmen die meisten Betroffenen Cumarine, die auch Vitamin-K-Antagonisten genannt werden, da sie die Wirkung des Vitamin K blockieren.
Vitamin K wird im Körper zur Bildung von Gerinnungsfaktoren benötigt. Wird das Vitamin K nun blockiert, können die Gerinnungsfaktoren nicht gebildet werden und das Blut wird dünnflüssiger, gerinnt also nicht mehr so leicht.
Gerinnungsfaktoren sind spezielle körpereigene Eiweisse, die unter bestimmten Voraussetzungen (z. B. bei einer Verletzung) ihren Zustand von flüssig nach fest ändern können und so dazu führen, dass das Blut stellenweise zu stocken beginnt und sich Blutgerinnsel bilden.
HEPARINE
Weitere Blutverdünner sind die Heparine, die meist injiziert oder per Infusion verabreicht werden. Falls Sie schon einmal operiert wurden und nach der Operation die sog.
Thromboseprophylaxe-Spritzen bekommen haben, dann handelte es sich hierbei höchstwahrscheinlich um Heparin. Heparine wirken anders als die Vitamin-K-Antagonisten. Sie beschleunigen die Wirkung von körpereigenen Gerinnungshemmern (Antithrombin).
ASS
Vielleicht nehmen Sie aber auch ASS (z. B. Aspirin) zur Blutverdünnung. Diese Blutverdünner-Gruppe hemmt die Funktion der Blutplättchen, so dass diese sich nicht mehr so gut verklumpen können
DIREKTE ORALE ANTIKOAGULANZIEN
Eine relativ neue Gruppe der blutverdünnenden Medikamente wird direkte oder neue orale Antikoagulanzien (NOAK) genannt.
Diese Blutverdünner hemmen direkt die Gerinnungsfaktoren. Obwohl sie erst seit 2008 im Umlauf sind, werden sie schon sehr oft verordnet.
Zu den direkten oralen Antikoagulanzien gehört auch Rivaroxaban, der Blutverdünner und Kassenschlager von Bayer.
Blutverdünner sind bekannt für ihre Nebenwirkungen.
Das Hauptproblem ist die schwierige Dosierung, die für jeden Betroffenen ganz individuell eruiert werden muss.
Es dauert daher stets einige Zeit, bis man mit der richtigen Dosis "eingestellt" ist.
Und auch dann kann sich die Situation immer wieder ändern.
Aus diesem Grund müssen viele Cumarin-Patienten mindestens einmal pro Monat zum Arzt, um sich checken zu lassen. Ein anderer Teil der Patienten ist in der Lage, mit einem Messgerät die Gerinnungsfähigkeit des Blutes (den INR-Wert) eigenständig zu Hause zu kontrollieren und die Dosis der Medikamente entsprechend anzupassen.
Ist der Wert erhöht, ohne dass Blutverdünner eingenommen werden, liegt ein gesundheitliches Problem vor, z. B. ein Vitamin-K-Mangel.
Denn Vitamin K reguliert die Gerinnungsfähigkeit des Blutes.
Fehlt es, kommt es zu Gerinnu7ngsstörungen.
Muss das Blut nun medikamentös verdünnt werden (zur Prävention von Thrombosen und Embolien), dann nimmt man vom Blutverdünner so viel, dass der INR-Wert auf 2 bis 3 steigt.
In manchen Fällen mit besonders hohem Blutgerinnselrisiko lässt man den Wert sogar auf 3,5 bis 4,5 steigen.
Der medikamentös erzielte Wert unterscheidet sich also vom Wert des gesunden Blutes ganz enorm. Das Blut wird viel stärker "verdünnt", als dies beim gesunden Blut der Fall ist. Was ist die Folge?
Es kann zu inneren Blutungen kommen. Bleiben diese geringfügig, merkt man sie nicht. Doch kommt es zu einem stetigen Blutverlust, den der Körper permanent kompensieren muss.
Sind die Blutungen stärker, erkennt man sie daran, dass plötzlich Blut im Urin ist oder im Stuhl. Zahnfleischbluten kann auftreten oder Nasenbluten.
Man bekommt blaue Flecken unter der Haut, auch wenn man sich nur leicht gestossen hat.
Besonders bedenklich ist es, wenn sich die Blutungen im Gehirn ergeben.
Dies kann langfristig zu einer schnelleren Entwicklung von Demenz führen.
Und ausserdem genau das auslösen, was die Blutverdünner eigentlich verhindern sollen: Schlaganfall.
Bei bestehenden Nierenschäden können die Medikamente überdies nicht schnell genug wieder ausgeschieden werden, so dass die inneren Blutungen einen tödlichen Verlauf nehmen können.
Muss man die Blutverdünner langfristig nehmen (länger als 1 Jahr), können sie sich negativ auf den Knochenstoffwechsel auswirken, die Knochendichte mindern und somit eine Osteoporose begünstigen.
Besonders verwunderlich ist das nicht, da die Vitamin-K-Antagonisten die Wirkung des Vitamin K mindern – und Vitamin K ist nicht nur zur Bildung der Gerinnungsfaktoren erforderlich, sondern auch für gesunde Knochen unentbehrlich.
Selbst die neuen Blutverdünner (Rivaroxaban und Co.) schaden den Knochen, zwar auf eine andere Weise, da sie das Wachstum der Osteoblasten (knochenaufbauende Zellen) hemmen, doch ist das Ergebnis mehr oder weniger dasselbe wie bei den Vitamin-K-Antagonisten.
Darüber hinaus gilt es, sehr darauf zu achten, welche Medikamente zusammen mit den Blutverdünnern genommen werden dürfen und welche nicht.
Blutverdünner werden ja meist älteren Menschen verordnet, die oft gleichzeitig noch viele weitere Medikamente nehmen, wie z. B. Blutdrucktabletten, Blutzuckersenker, Statine, nicht-steroidale Entzündungshemmer (ASS und Co.) und vieles mehr.
Gerade letztere verstärken die Wirkung der Blutverdünner sehr stark, da sie ja selbst häufig blutverdünnende Eigenschaften mit sich bringen.
Ebenfalls verstärkend auf Blutverdünner wirken manche Antidepressiva, manche Antibiotika, Schilddrüsenhormone, manche Schmerzmittel etc.
Cortison und Metformin (Blutzuckersenker) hingegen schwächen die Wirkung von Cumarinen ab.
Auch pflanzliche Arzneimittel sind manchmal nicht empfehlenswert, wenn Blutverdünner eingenommen werden. Johanniskraut beispielsweise – ein beliebtes pflanzliches Antidepressivum – verträgt sich mit den Blutverdünnern nicht so gut und setzt deren blutverdünnende Wirkung herab.
Ginseng, Gingko biloba, Sägepalme, Engelwurz (Dong Quai), Ingwer, Weihrauch, Mutterkraut und viele weitere mehr treten ebenfalls in Wechselwirkung mit den Blutverdünnern.
Die in Asien als Heilpflanze bzw. Heilfrucht eingesetzte Beere soll Blutverdünner dermassen verstärken können, dass es in einigen Fällen zu einer enormen Erhöhung des INR-Wertes kam, nachdem die betreffenden Patienten Gojibeerentee oder -saft getrunken hatten.
Die Gojibeere könnte also ein natürlicher Blutverdünner sein. Doch gibt es noch viele andere Lebensmittel, Kräuter und Gewürze, die eine blutverdünnende Wirkung haben.
Zu den blutverdünnenden, gefässschützenden Lebensmitteln und Nahrungsergänzungsmitteln gehören laut verschiedener Untersuchungen aus den letzten Jahren u. a. die folgenden:
Natto, Bromelain, Kurkuma, Ingwer, Zimt, Capsaicin, Knoblauch, Omega-3-Fettsäuren, Berennnessel und Basilikum, dunkle Schokokade, Zwiebeln, Rotweinextrakt, Ginseng, Tomaten, Beeren und OPC.
Schon die Aufzählung der natürlichen Blutverdünner zeigt, wie gut eine gesunde Ernährung mit der entsprechenden Nahrungsergänzung vor einer übermässigen Blutgerinnung, vor Blutgerinnseln und einem verlangsamten Blutfluss schützen kann.
Hauptsächlich die Flavonoide (bestimmte sekundäre Pflanzenstoffe) sind es, die aus den genannten Lebensmitteln natürliche Blutverdünner machen.
Daher ist eine Ernährung, die insbesondere aus pflanzlichen Lebensmitteln zusammengestellt wird, auch eine so gute Gesundheitsprävention und Krankheitsvorsorge, wenn es um Herz-Kreislauf-Probleme geht.
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