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DIE NEUE SEUCHE - KREIDEZÄHNE SCHON BEI JE DRITTEM KIND



Kreidezähne sind die Folge einer entwicklungsbedingten Erkrankung des Zahnschmelzes. Entwicklungsbedingt bedeutet, dass die Saat für spätere Kreidezähne bereits während der Schwangerschaft oder aber im Alter von bis zu 4 Jahren gelegt wird, also in einer Zeit, wenn sich die Zahnanlagen für die bleibenden Zähne entwickeln.


Kreidezähne werden auch mit MIH abgekürzt, was Molaren-Inzisiven-Hypomineralisation bedeutet – ein Begriff, der so unaussprechlich ist, dass selbst Fachleute nur noch von MIH sprechen. Ein Molar ist ein Mahlzahn (Backenzahn), ein Inzisiv ist ein Schneidezahn. Der Begriff Hypomineralisation heisst übersetzt zu geringe Mineralisierung.


Die betroffenen Zähne – meist Mahlzähne, weniger oft Schneidezähne, ab und an aber auch die Eckzähne – sind also nicht optimal mineralisiert. Oftmals weist ihr Zahnschmelz nur 10 Prozent der Dichte eines gesunden Zahnschmelzes auf. Entsprechend brüchig und anfällig sind Kreidezähne. Meist sind die bleibenden Zähne betroffen (die ersten beiden erscheinenden Backenzähne), immer wieder aber auch schon die Milchzähne.


In Deutschland sollen bereits 28,7 Prozent der 12-Jährigen von mindestens einem Kreidezahn betroffen sein.


Interessant ist, dass eine Fluorid-Überdosierung zu ähnlichen optischen Veränderungen der Zähne führen kann. Man spricht dann von einer Fluorose. Allerdings wird stets darauf hingewiesen, dass es keinen Zusammenhang gäbe. Zahnärzte werden sogar dazu angehalten, Kreidezähne besonders häufig mit Fluoriden zu behandeln.


Zum einen werden stark fluoridierte Zahncremes empfohlen (mind. 1000 ppm), zum anderen wird zusätzlich das wöchentliche Auftragen von hochdosiertem Fluoridgel geraten.


Mit einer künstlichen Fluoridierung versucht man, die kranken Zähne zu härten. Eine heilende Therapie oder gar eine vorbeugende Massnahme stellt dies jedoch nicht dar.


Zahnärzte können Kreidezähne nicht heilen. Meist empfehlen sie eine Fissurenversiegelung, damit der empfindliche Zahn besser vor Karies geschützt bleibt. Ansonsten sollen betroffene Kinder am besten viermal, besser sechsmal jährlich zum Zahnarzt, damit man dort einerseits aufkeimende Karies frühzeitig erkennen und andererseits den oben genannten Fluoridlack auftragen kann.


In manchen Fällen müssen die Backenzähne auch gezogen werden, was dann meist unter Vollnarkose geschieht. Im Erwachsenenalter werden bei den verbleibenden Zähnen dann Massnahmen durchgeführt, um die Optik zu verbessern, z. B. mit Kronen o. ä.


Auch in der Naturheilkunde gibt es kein Mittel, das Kreidezähne heilen könnte. Aber es gibt Möglichkeiten, die befallenen Zähne zu stabilisieren. Denn Kreidezähne scheinen auch die Folge eines Nährstoffmangels zu sein.


Der ehemalige Zahnarzt Dr. Johann G. Schnitzer beispielsweise schreibt: Die Ursache von Kreidezähnen liege in einer von Generation zu Generation fortschreitenden Schwere chronischer Krankheiten und Degenerationserscheinungen aufgrund einer jetzt schon Jahrzehnte anhaltenden Fehlernährung der Bevölkerung. “Die Zähne sind dabei die empfindlichsten Gradmesser und gewissermaßen ein Frühwarnsystem für schwere chronische Zivilisationskrankheiten und Todesursachen.


Einer der ersten Nährstoffe, an den man beim Thema Knochen und Zähne denkt, ist Vitamin D, das weithin für seine knochen- und zahnstärkende Wirkung bekannt ist. Ein Vitamin-D-Mangel führt bei Kindern zu einer Rachitis (Knochenerweichung). Man vermutet nun, dass Kreidezähne eine Art Rachitis der Zähne sind – und zwar entweder weil schon die Mutter während der Schwangerschaft und Stillzeit einen Vitamin-D-Mangel hatte oder aber weil nach der Stillzeit das Kind nicht umfassend mit dem Vitamin versorgt wird/wurde.


Im Jahr 2015 erschien eine Studie, für die man die Daten von 1.048 Kindern ausgewertet hatte und dabei feststellte, dass die Zahngesundheit umso besser war, je höher die Vitamin-D-Werte der Kinder waren.


Sicherheitshalber und da das Vitamin bei so vielen chronischen Erkrankungen involviert ist, sollte der Vitamin-D-Spiegel (bei Mutter und Kind) immer im Auge behalten und auf einem gesunden Niveau gehalten werden – worauf insbesondere eine Studie aus dem Jahr 2019 hinweist.


Darin zeigte sich, dass die Mütter, die in der Schwangerschaft 2.400 IE Vitamin D statt den üblicherweise empfohlenen 400 IE einnahmen (ab Woche 24 bis Woche 1 nach der Geburt), ein um 50 Prozent reduziertes Risiko hatten, Kinder mit Schmelzdefekten zur Welt zu bringen.


Weichmachder in Kunststoffen meidet man bei einem gesunden Lebensstil meist automatisch, da man entsprechend verpackte Lebensmittel, Wasser in Plastikflaschen und Gebrauchsgegenstände aus Kunststoffen kaum noch nutzt.


Wichtig ist ausserdem eine gesunde Darmflora.

Denn je gesünder die Darmflora, umso ausgeglichener ist die Mundflora, umso seltener ist Karies und umso gesünder sind die Zähne. Die Einnahme von Probiotika (probiotische Bakterien in Kapselform oder flüssig) eignen sich sehr gut, um die Mund- und Darmflora zu sanieren.


Quellen:


Kühnisch J, Thiering E, Kratzsch J, Heinrich-Weltzien R, Hickel R, Heinrich J; GINIplus study group; LISAplus study group. Elevated serum 25(OH)-vitamin D levels are negatively correlated with molar-incisor hypomineralization. J Dent Res. 2015 Feb;94(2):381-7. doi: 10.1177/0022034514561657. Epub 2014 Dec 10. PMID: 25503610; PMCID: PMC4438736


Schwendicke F, Elhennawy K, Reda S, Bekes K, Manton DJ, Krois J. Global burden of molar incisor hypomineralization. J Dent. 2018 Jan;68:10-18. doi: 10.1016/j.jdent.2017.12.002. Epub 2017 Dec 6. Erratum in: J Dent. 2019 Jan;80:89-92. PMID: 29221956


Institut der Deutschen Zahnärzte, Fünfte Deutsche Mundgesundheitsstudie, 2011


Ahmadi R, Ramazani N, Nourinasab R. Molar incisor hypomineralization: a study of prevalence and etiology in a group of Iranian children.


van der Tas JT, Voortman T. et al., Foetal, neonatal and child vitamin D status and enamel hypomineralization. Community Dent Oral Epidemiol. 2018 Aug;46(4):343-351. doi: 10.1111/cdoe.12372. Epub 2018 Mar 1. PMID: 29493792; PMCID: PMC6446811


Nørrisgaard PE, Haubek D, Kühnisch J, Chawes BL, Stokholm J, Bønnelykke K, Bisgaard H. Association of High-Dose Vitamin D Supplementation During Pregnancy With the Risk of Enamel Defects in Offspring: A 6-Year Follow-up of a Randomized Clinical Trial. JAMA Pediatr. 2019 Aug 5;173(10):924–30. doi: 10.1001/jamapediatrics.2019.2545. Epub ahead of print. PMID: 31381020; PMCID: PMC6686764


Dr. Schnitzers Emailnachricht vom 24.11.2018, Kreidezähne - ein Drittel aller Kinder betroffen

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