GIFTIGE CHEMIKALIEN AUF DEN ZITRUSFRÜCHTEN
- agneskalaitzis
- 14. Dez. 2023
- 5 Min. Lesezeit

Der Anbau von Orangen, Mandarinen und Zitronen ist kein Kinderspiel.
Zitrusschmierlaus, Blattminierer, Mittelmeerfruchtfliege, Australische Wollschildlaus, Gemeine Spinnmilbe, Rote Schildlaus, Wie-e Fliege und die Blattlaus / sie alle *und noch viel mehr) haben in den Anbauregionen von Zitrusfrüchten ein bevorzugtes Ziel: die Früchte.
Je mehr dieser Insekten sich in einer Orangen- oder Mandarinenplantage einfinden, umso geringer die Ernte.
Da nicht alle Insekten zur gleichen Jahreszeit auftauchen, wird im Jahresverlauf mehrfach und mit unterschiedlichen Chemikalien gespritzt,
Bekannt ist in sogar konventionell bewirtschafteten Plantagen, dass gegen die Australische Wollschildlaus nicht effektiver wirkt als eine gesunde Marienkäferpopulation.
Und wie der Marienkäfer die Wollschildlaus unter Kontrolle halten kann, gibt es für jedes Schadinsekt einen oder mehrere natürliche Feinde: Eine kleine Erzwespe frisst die weiße Fliege, eine Gallmücke die Spinnmilbe und bestimmte Schlupfwespen haben sich auf die Zitrusschimellaus spezialisiert.
Doch nicht jeder Landwirt hat die Nerven, einen Monat lang zu warten, um zu sehen, ob genügend Marienkäfer, Gallmücken und Schlupfwespen eintreffen. Und wenn dann noch andere Schadinsekten zu erblicken sind, wird gespritzt.
Dann jedoch sterben nicht nur die Zielinsekten, sondern auch der Marienkäfer, der auf Chemikalien ganz besonders empfindlich reagiert, und viele andere Nutzlinge ebenfalls.
Ab jetzt ist die Ernte vollständig auf chemischen Schutz angewiesen, da das biologische Gleichgewicht zerstört ist.
Doch werden Chemikalien nicht nur gegen Insekten eingesetzt, sondern auch gegen Unkraut, verschiedene Pilzerkrankungen und sogar gegen das vorzeitige Abfallen der Früchte.
Letzteres geschieht mit einem meist synthetischen Wachstumsregulator, der auf den Zitrusbaum eine hormonelle Wirkung ausübt, so dass dieser seine reifen Früchte nicht mehr abwerfen kann, sondern auf die Erntemannschaft warten muss.
Liegen die Früchte dann endlich wohlgeformt und makellos in ihren Kisten, ist die Zeit der Chemiebäder für Orange, Mandarine und Zitrone noch lange nicht vorüber.
War die Temperatur zur Zeit der Ernte noch zu hoch, dann werden Zitrusfrüchte grün geerntet. Die Farbe hat in diesem speziellen Fall nicht viel mit dem Reifegrad zu tun, sondern tatsächlich nur mit der fehlenden Kälteperiode.
Aus diesem Grund sieht man auf den Märkten in tropischen Ländern oft grüne Zitrusfrüchte, die jedoch vollkommen reif sind und daher auch wunderbar safeig, süß und aromatisch schmecken.
Orangen und Mandarinen aus dem Mittelmeerraum jedoch werden nur dann grün geerntet, wenn es sich um sehr frühe Sorten handelt. Spätestens im November wird es auch in Spanien und Italien herbstlich kühl. Fallen dann die Temperaturen des nachts auf 10-12 Grad, färben sich die Früchte innerhalb weniger Tage in das bei uns wohlbekannte Orange.
Grüne Zitrusfrüchte, wenn die Kälteperiode auf sich warten ließ, müssen erst in das erwünschte Orange „eingefärbt“ werden. Dies geschieht in sog. Reifekammern, in denen die Früchte einem Gas, dem Ethylen ausgesetzt werden. Ethylen so9rgt dafür, dass die Früchte schön orange oder bei Zitronen gelb werden.
Deutlich weniger harmlos sind Substanzen, mit denen man die Früchte konserviert. Manche dieser Chemikalien sollen Orangen, Mandarinen und Zitronen während ihrer Lager- und Transportzeit vor Verderb durch Fäulnis schützen. Andere sollen das Austrocknen verhindern.
Und gerade weil diese Stoffe so wenig harmlos sind, muss auf den Etiketten der Obstkisten oder Obstnetze auch vermerkt sein, dass die Zitrusfrüchte behandelt wurden. Zur Auswahr stehen Imazalil, Biphenyl (E230), Orthophenylphenol (E231), Natriumorthophenylphenol (E232) oder Thiabendazol.
Wurde letzteres auf die Früchte versprüht, dann muss dies auch namentlich auf dem Etikett erscheinen. Somit ist nur die konkrete Erwähnung des Thiabendazols gesetztlich vorgeschrieben. Kamen hingegen die anderen Chemikalien zum Einsatz, steht auf dem Etikett meist nur „Konserviert“.
Imazalil wird weltweit hergestellt. Es ist ein Fungizid, also ein Mittel gegen Schimmel- und Pilzbefall. In wissenschaftlichen Untersuchungen hatte die Chemikalie Leber- und Schilddrüsentumore verursacht und sich negativ auf die Entwicklung und die Fortpflanzung ausgewirkt.
Auch kam es in manchen Fällen zu einem Blutdruckabfall, zu Koordinationsstörungen und Zittern. Darüber hinaus gilt der stoff als fischtoxisch und umweltschädlich.
Laut Statistiken, die von der amerikanischen Umweltschutzbehörde und dem United States Department of Agriculture pestizide Data Program vorgelegt wurden, liegt bei Kindern mit 20 Kilogramm Körpergewicht die Höchstgrenze an mit Imazalil behandelten Zitrusfrüchten, die bedenkenlos verzehrt werden können, vorsichtshalber bei nur 400 g. was etwa 6 kleinen Mandarinen entsprechen würde.
2 weitere Mittel, die zur Behandlung von Orangen, Mandarinen und anderen Zitrusfrüchten eingesetzt werden, sind Orthophenylphenol und Natriumorthophenylphenol. Beide sind als Lebensmittelzusatzstoffe bzw. Konservierungsstoffe für Lebensmittel zugelassen – daher die E-Nummern.
Doch soll sich das in Kürze ändern. Die Stoffe sind wohl zu gefährlich und sollen künftig zur Kategorie der Pflanzenschutzmittel gehören, wohin die Chemikalien auch wirklich deutlich besser passen.
Denn wie viele andere chemische Pflanzenschutzmittel auch, so sind diese beiden Substanzen hochgiftig für Gewässer und die Umwelt. Im Tierversuch lösten sie Blasenkrebs aus und können ferner beim Menschen schon in geringen Mengen Übelkeit und Erbrechen verursachen. Hautempfindliche Leute sollen ferner die Stoffe bzw. damit behandelte Früchte nicht an ihre Haut gelangen lassen.
Thiabendazol ist wohl das am häufigsten eingesetzte Konservierungsmittel für Zitrusfrüchte. Wird es nicht gerade auf Orangen- oder Mandarinenschalen gesprüht, dass findet es Einsatz als Anthelminthikum, was so viel wie Wurmkur bedeutet.
Doch wird es nicht nur in Wurmkuren für Tiere verwendet, sondern auch dann, wenn sich Menschen vom Urlaub in tropischen Gefilden die Wanderlarve mit nach Hause bringen. Wanderlarven fressen sichtbare Gänge unter der Haut – meist an den Beinen, Armen oder am Gesäß.
Thiabendazol kann außerdem die Leber schädigen sowie die Gallenfunktionen stören.
Ein Medikament mag nun für den Notfall hilfreich sein. Und mit einer Wanderlarve im Po geht man auch gerne so manch Risiko in Bezug auf Nebenwirkungen ein. Ob man sich jedoch mit jeder Mandarine eine Wurmkur einverleiben möchte, darf bezweifelt werden.
Glücklicherweise erkennt man konservierte Früchte ganz einfach auch dann, wenn das Etikett fehlen würde. Sie glänzen extrem.
Doch glänzen sie nicht wegen der konservierenden Chemikalien, sondern aufgrund des Wachses, in das die Früchte getaucht wurden, damit sie nicht so schnell austrocknen und notfalls monatelang gelagert werden können.
Allerdings gibt es nur wenige Zitrusfrüchte, die nur gewachst, aber nicht mit Chemikalien behandelt wären. Das liegt daran, dass die Chemikalien bereits dem Wachs beigemischt sind.
Zudem sind es meistens synthetische Wachse.
Zu den synthetischen Wachsen gehören solche auf Paraffinbasis (E905) oder auch die sog. Polyethylenwachsoxidate (E914).
Für den Verzehr sind ursprünglich weder natürliche noch künstliche Wachse gedacht.
Bei all den vor und nach der Ernte eingesetzten Chemikalien dürfte es somit niemanden wundern, wenn bei Rückstandsanalysen 80 Spritzmittelwirkstoffe gefunden werden – wie das bei Untersuchungen des Bayerischen Landesamtes für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit im Jahr 2010 der Fall war.
Es wurden 94 Proben Zitrusfrüchte aus dem Groß- und Einzelhandel untersucht. Darunter waren 80 konventionelle fruchtproben und 14 Bio-Proben.
Während die Hälfte der Bio-Früchte völlig rückstandsfrei war und die andere Hälfte nur Spuren von Chemikalien aufwies, fanden sich in allen 80 konventionellen Proben eindeutige Rückstände toxischer Spritz- und Konservierungsmittel - und zwar nicht nur Rückstände von einem Stoff, sondern gleich von mehreren gleichzeitig.
Die oben genannten 80 Spritzmittelwirkstoffe konnten auf diese Weise 464mal nachgewiesen werden.
Quellen:
Pesticideinfo.org „toxicity Information for Imazalil“
Bayerisches LLandesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit “Rückstände von Pflanzenschutzmitteln in Zitrusfrüchten von Januar bis Mai 2010”
United States Department of Agricuzlture „Pestizide Data Program „ 02/22/2013
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