NATÜRLICHE MAßNAHMEN BEI ARTHROSE
- agneskalaitzis
- 19. Apr. 2024
- 6 Min. Lesezeit

Die Arthrose gilt offiziell als altersbedingte Gelenkerkrankung, bei der man selbst nicht mehr viel tun kann. In Wirklichkeit aber lässt sich die Erkrankung von vielerlei Maßnahmen sehr gut beeinflussen.
Bei der Arthrose kommt es im Gelenk zu einem Knorpelabbau.
Ein gesunder Knorpel fungiert als Stoßdämpfer und ermöglicht einen im wahrsten Sinne des Wortes reibungslosen Bewegungsablauf.
Bei der Arthrose nimmt die Zahl der Knorpelzellen ab.
Es verändert sich nun aber nicht nur die Knorpelmenge, sondern auch die Qualität des Knorpelgewebes.
Als Grund wird eine nachlassende Funktionsfähigkeit der zelleigenen Kraftwerke, den Mitochondrien genannt.
Wenn die Mitochondrien geschwächt sind, kommt es zudem zu einer eingeschränkten Autophagie sowie zu verlangsamten Reparaturprozessen im Gelenk.
Jene Maßnahmen aber, die sowieso zum ganzheitlichen Arthrose-Programm gehören stärken, schützen und aktivieren auch die Mitochondrien, was mit ein Grund dafür ist, warum diese Maßnahmen wirken und zu leistungsfähigeren Knorpelzellen und somit zu einem gesünderen Knorpelgewebe führen können.
Wenn sie gleichzeitig das Intervallfasten praktizieren, können sie damit zusätzlich die Autophagie ihrer Zellen verbessern.
Manchmal kann es bei arthrotischen Gelenken auch zu entzündlichen Phasen und Reizungen kommen, die schließlich die Gelenkzerstörung vorantreiben und den Knorpel noch weiter schwinden lassen.
In dieser Zeit sind entzündungshemmende Maßnahmen besonders wichtig.
Je weiter der Knorpel schwindet, umso mehr versuchen die Gelenkflächen, den Knorpelverlust auszugleichen und bilden insbesondere an ihren Rändern knöcherne Auswachsunden (sog. Osteophyten). Der Gelenkspalt wird dadurch immer schmäler, was zu einer zunehmenden Versteifung des Gelenks führt.
Erkrankte Gelenke können nun anfällig für weitere Probleme werden.
So bilden sich z. B. sog. Bakerzysten bevorzugt in arthrotischen Gelenken.
Arthrose wird insbesondere deshalb als nicht heilbar bezeichnet, weil stets behauptet wird, es sei eine altersbedingte Verschleißerkrankung, bei der es durch Abnutzung und Abrieb zu einem fortschreitenden Knorpelverlust komme – und Knorpel könne sich nun einmal nicht mehr regenerieren.
Seit wenigen Jahren wissen Arthroseforscher - z. B. jene um Prof. Dr. Max Löhning an der Charité Berlin – dass es bei der Arthrose in den Chondrozyten im Gelenk zu molekularen Fehlsteuerungen kommt. Das Ziel der derzeitigen Forschung ist es daher, diese fehlgesteuerten Knorpelzellen wieder umzuprogrammieren, damit es wieder zu einem Knorpelaufbau kommen kann.
Im Deuteschen Ärzteblatt las man außerdem schon vor über 14 Jahren (2010), dass Arhrose kein altersbedingter Verschleiß sei, so Prof. Dr. med. Wolfang Rüther, Direktor der Klinik und Poliklinik für Orthopädie des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf und Präsident des Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie in Hamburg.
Rüther erklärt, dass die Arthrose erst dann entstehe, wenn der Knorpel von irgendetwas geschädigt wird, z. B. einer Infektion, einer chronischen Entzündung, Fehlbelastung, Überlastung oder einer Verletzung. Erst auf Grundlage dieser Initialschädigung kann sich die Erkrankung ganz langsam und im Laufe vieler Jahre entwickeln.
Wenn Arthrose jedoch keine Verschleißerkrankung ist und auch nicht zwangsläufig mit dem Alter auftritt, wenn die Krankheit stattdessen vermeidbare oder behebbare Ursachen hat, dann kann man ihr auch tatkräftig entgegenwirken.
Das Abnehmen von Übergewicht ist häufig alles andere als einfach, bei Arthrose lohnt es sich jedoch doppelt und dreifach.
Denn es ist nicht nur das übermäßige Gewicht, das die Gelenke belastet.
Übergewicht wirkt sich noch auf andere Weise äußerst schädlich auf die Gelenke aus:
Fettgewebe bildet entzündungsfördernde Botenstoffe (Zytokine), die den Knorpelabbau fördern.
Zu diesen Botenstoffen gehören z. B. TNF-alpha, Interleukin-1-beta, Leptin, Adioponectin und viele weitere.
Viele Menschen mit Arthrose haben erhöhte Spiegel dieser Botenstoffe, so dass es diese zu senken gilt.
TNF-alpha beispielsweise fördert die Produktion knorpelabbauender Enzyme (Kollagenase und Stromylesin) und die Ausschüttung von Prostaglandin E2. Prostaglandin E2 wiederum ist ein Botenstoff, der Schmerzen und Entzündungen in den Gelenken verursacht.
Die verstärkte Bildung von Prostaglandin E2 kann aber auch die folge eines regelmäßigen Verzehrs tierischer Produkte sein. Denn Prostaglandin E2 wird auch aus der Arachidonsäure gebildet, einer Fettsäure, die ausschließlich in tierischen Lebensmitteln enthalten ist, umso mehr, je fetthaltiger das jeweilige Lebensmittel ist. Besonders viel Arachidonsäure befindet sich in Schweineschmalz, Leber und Wurst.
Allerdings kann der menschliche Körper die Arachidonsäure auch aus der Linolsäure bilden, die insbesondere in Sonnenblumenöl, Maiskeimöl, Distelöl und vielen anderen pflanzlichen Ölen enthalten ist. Daher sollten bei entzündlichen Erkrankungen diese Öle gemieden weden.
Verwenden sie stattdessen besser für Rohkost Hanföl oder Olivenöl, und für scharfes anbraten die hocherhitzbaren Öle wie z. B. Kokosöl oder Butterschmalz.
Damit sich aus der Arachidonsäure das Prostaglandin E2 bilden kann, braucht es ein Enzym. Es heißt COX-2.
In der Schulmedizin gibt man gerade bei Arthrose-schmerzen nun Medikamente, die das COX-2 hemmen (sog. COX-2-Hemmer), um die Bildung des entzündlichen Prostaglandins E2 zu unterbinden.
Bei den am meisten verbreiteten COX-2-Hemmern handelt es sich um die üblichen Schmerz- und Entzündungshemmer wie ASS, Diclofenac, Indometacin, Ibuprofen etc. Die bekannten Nebenwirkungen dieser Mittel sind jedoch Magenprobleme bis hin zu Geschwüren und inneren Blutungen, was deshalb so ist, weil sie nicht nur das COX-2 hemmen, sondern auch das COX-1. Letzteres würde den Magen schützen.
Allein in den USA sollen jährlich etwa 16 500 Menschen aufgrund von Magenblutungen nach der langfristigen Einnahme von ASS sterben. Daher muss man gleichzeitig mit diesen Arzneimitteln die sog. Magenschutzmedikamente nehmen. Die Bezeichnung „Magenschutz“ lässt nur Gutes vermuten, täuscht jedoch über Nebenwirkungen hinweg, die alles andere als harmlos sind. Hinter den Magenschutzmedikamenten verbergen sich die Protonenpumpenhemmer PPI, über die ich schon ausführlich geschrieben habe:
Deshalb entwickelte man Entzündungshemmer, die nur COX-2 hemmen.
Man nennt sie selektive COX-2-Hemmer. Im Dezember 1999 kam mit Rofecoxib (Vioxx) der erste selektive COX-2-Hemmer zur symptomatischen Behandlung von Schmerzen bei Arthrose und Rheuma auf den Markt.
Groß wurde zu Beginn verkündet, dass Rofecoxib bei gleicher schmerzlindernden Wirkung (wie Diclofenac und Co) in Sachen Magen so gut verträglich sei wie ein Placebo. Mit 68 Studien sei die klinische Wirksamkeit und Verträglichkeit von Vioxx belegt. Wenige Jahre und tausende Todesfälle später war man eines Besseren belehrt. Vioxx musste vom Markt genommen werden.
Allein in den USA sollen bis zu 139 000 Patienten nach der Behandlung mit Vioxx einen Infarkt erlitten haben und bis zu 55 000 Menschen starben daran, denn das Mittel schien die Blutgerinnung verstärkt zu haben, so dass es häufiger zu Herzinfarkten, Schlaganfällen und instabiler Angina pectoris gekommen war.
Eine andere Therapieform der Schulmedizin ist die Hemmung des oben genannten entzündungsfördernden Botenstoffes TNF-alpha.
Die entsprechenden Medikamente heißen TNF-alpha-Blocker und zählen zu den sog. Biologika.
Bisher wurden sie insbesondere bei Rheuma, also rheumatoider Arthritis verordnet, auch bei Psoriasis oder Morbus Crohn, sind jetzt aber im Gespräch, auch bei Arthrose zum Einsatz zu kommen. Denn man habe in betroffenen Gelenken verstärkt TNF-alpha gefunden.
Allerdings las man in der Pharmazeutischen Zeitung schon im Jahr 2013, dass die Therapievorteile mit einigen zum Teil schweren Nebenwirkungen „erkauft“ würden, da TNF-alpha-Blocker schließlich einen wichtigen Bestandteil des Immunsystems blockieren. Zu den Nebenwirkungen zählen beispielsweise Infektionen der Atemwege, allergische Reaktionen und die Entwicklung von Autoimmunerkrankungen. Da die Medikamente auch das Herz-Kreislauf-System negativ beeinflussen, dürfen sie von Menschen, die in diesem Bereich vorerkrankt sind, gar nicht erst eingenommen werden.
Es gibt ABER auch natürliche COX-2-Hemmer und natürliche TNF-alpha-Blocker, die nahezu ohne Nebenwirkungen helfen können. Dazu zählen z. B.:
- Curcumin
- Resveratrol
- Quercetin
- Omega-3-Fettsäuren
- Weihrauch
- Ingwer
- Ashwagandha
- Grünteeextrakt
- Kamille
Gerade Curcumin bzw. Kurkuma ist längst dafür bekannt, bei vielen Beschwerden sehr gut helfen zu können, manchmal besser als die jeweiligen Medikamente.
Neben der COX-2- und TNF-alpha-Hemmung reduzieren die genannten natürlichen Stoffe die Menge der knorpelzerstörenden freien Radikale, sie hemmen den Untergang von Knorpelzellen, reduzieren den Abbau der extrazellulären Knorpelmatrix und des Knochens (es werden weniger Osteoklasten gebildet) und sie fördern die Kollagensynthese (Kollagene sind Proteine, die dem jeweiligen Gewebe Festigkeit und Stabilität verleihen).
Schon allein die obige Liste mit Lebensmitteln zeigt, dass die Ernährung einen großen Einfluss auf die Gelenkgesundheit haben kann.
Im April 2018 erschienen die Ergebnisse einer ersten Studie, die darauf hinweisen, dass die Naturheilkunde seit Jahrhunderten recht hat, wenn sie sagt, dass der Zustand des Darms stets an der Entstehung chronischer Erkrankungen beteiligt ist. In besagter Studie zeigte sich, dass eine gestörte Darmflora eine wichtige Ursache für Arthrose sein kann.
Die beteiligten Forscher schieben gar, dass eine Regulierung der Darmflora so wirkungsvoll sei, dass sie die schädlichen Auswirkungen einer ungesunden Ernährung und eines Übergewichtes kompensieren kann.
Nach dem Aufbau der Darmflora gingen zunächst die systemischen Entzündungsprozesse zurück und anschließend auch die Symptome der Arthrose.
Erfahrungsbericht:
Quellen:
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Fuchs J et al, 12-month prevalence of osteoarthritsis in Germany, Journal of Health Monitoring -2017 2(3), Robert Koch Institute, Berlin
Arnold I, Arthrose. Was gibt es Neues? Deutsche Ärzteblatt 2016, 113(44).A-1976/B-1658/C-1645
Löhning M, Medizinische Klinik mit Schwerpunkt Rheumatologie und Klinische Immunologie, AG Löhning, Schwerpunkt: Arthroseforschung, Charité Universitätsmedizin Berlin
VIOXX-SKANDAL, tödliches Rheumamittel, Stern, 25.01.2005,
Fuest B, Deutsche schmerzmittel-Opfer bleiben außer vor, Veröffentlicht am 23.11.2011, Welt
Arthrose-Therapie: Cox alpha hemmt die knorpelschädlichen Zytokine, Dtsch Arzbebl 2000, 97(34-35): A-2254/B-1831/C-1679
Aggarwal Bb, Gupta SX dung B. Curcumin: an orally bioavailable blocker of TNF and other pro-inflammatory biomarkes. Br J Pharmacol 2013, 169(8):1672-1
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