REIZDARM-SYNDROM IST IN DEN MEISTEN FÄLLEN DOCH HEILBAR
- orion-consult
- 6. Okt. 2022
- 4 Min. Lesezeit

Viele Menschen erhalten die Diagnose Reizdarm, leiden in Wirklichkeit aber an einem ganz anderen Problem.
Der Reizdarm gehört zu den psychosomatisch bedingten funktionellen Darmerkrankungen.
Das bedeutet, dass die Funktion des Darmes gestört ist, nicht abe3r das Organ an sich.
Im Grunde handelt es sich um die Bezeichnung für eine Gruppe von Symptomen, für die dem behandelnden Artz keine andere Diagnose einfällt.
Übrig bleibt infolgedessen die Vermutung, dass wohl alles psychisch bedingt sei, da keine Ursache gefunden worden ist.
Interessant bleibt, dass die meisten Menschen, die die Diagnose Reizdarm erhalten haben, in Wirklichkeit gar kein Reizdarm-Syndrom haben. Denn für die typischen Reizdarm-Symptome kann es Ursachen geben, die mit den üblichen Diagnoseverfahren gar nicht entdeckt werden.
Zur Diagnose eines Reizdarmes werden zahlreiche Untersuchungen durchgeführt.
Meist werden Magen- und Darm-Spiegelungen vorgenommen, es werden Ultraschalluntersuchungen angeordnet und auch das Blut analysiert.
Wenn dabei alles in Ordnung ist, gilt der Patient organisch als gesund, bekommt aber die Diagnose Reizdarm.
Einerseits ist das für den Patienten beruhigend, wenn man ihm mitteilt, dass er keinen Darmkrebs hat, keine chronisch-entzündliche Darmerkrankung, keine bedenkliche Lebererkrankung und sseine Organe auch sonst keinen auffälligen Befund zeigen.
Dramatisch daran ist jedoch, dass die Symptome allein durch den Ausschluss dieser ernsthaften Erkrankungen keineswegs verschwinden, sondern nach wie vor präsent sind, den Alltag des Menschen beeinträchtigen und der Patient jetzt keine Ahnung hat, was er als Nächstes tun soll.
Die Symptome des Reizdarms umfassen insbesondere:
- Immer wiederkehrende Blähungen mit und ohne Blähbauch
- Verstopfung oder auch
- Durchfall sowie
-Bauchkrämpfe, die nach dem Stuhlgang vorübergehend besser werden.
Nachts sind die meisten Reizdarm-Patienten beschwerdefrei.
Zusätzlich können auch Beschwerden wie Sodbrennen und Übelkeit dazu kommen.
Es gibt 3 Reizdarm-Typen:
1. Menschen mit einem Durchfall-Reizdarm
2. Menschen mit einem Verstopfungs-Reizdarm
3. Menschen mit einem Reizdarm, bei deren Verstopfung und Durchfall abwechseln.
Bei der Mehrheit der Menschen mit Reizdarm-Diagnose liegt kein Reizdarm-Syndrom vor, sondern eine der folgenden Problematiken, die allesamt therapierbar sind.
Zunächst könnte es an eine Bauchspeicheldrüsenschwäche oder an eine Gallenfunktionsstörung gedacht werden.
Bei diesen beiden Möglichkeiten treten die Beschwerden insbesondere nach fetten Speisen auf.
Sehr häufig leiden die sog. Reizdarm-Patienten in Wirklichkeit an einer oder mehreren Nahrungsmittelintoleranzen.
Weiß der Patient jedoch selbst nichts über diese Thematik, dann kann er auch keine Tests veranlassen und isst womöglich unwissend Tag für Tag jene Lebensmittel, die seine Beschwerden auslösen.
In manchen Fällen leidet der Patient auch unter einer Nahrungsmittelallergie auf eines oder einige verschiedene Nahrungsmittel.
Ein Ernährungstagebuch kann hier wertvolle Dienste leisten, um mögliche Zusammenhänge zw. bestimmten Nahrungsmitteln und den auftretenden Beschwerden aufzuspüren.
Beachten Sie dabei, dass manche allergischen Reaktionen nicht unbedingt unmittelbar nach dem Verzehr des betreffenden Nahrungsmittels auftreten müssen, sondern auch zeitversetzt, also z. B. erst am nächsten oder übernächsten Tag in Erscheinung treten können.
Auch sollte an eine mögliche Unverträglichkeit von Medikamenten gedacht werden, die regelmäßig eingenommen werden.
So sind Fälle von Patienten bekannt, die jahrelang ASS nahmen, „plötzlich“ Darmbeschwercden entwickelten und schließlich ein kompetenter Therapeut herausfand (über Allergiediagnostik),dass genau dieses Präparat beim betreffenden Patienten zu einer Darmentzündung geführt hatte und diese wiederum die Entstehung von Nahrungsmitetlallergien begünstigen konnte.
Inzwischen gibt es Hinweise darauf, dass viele Patienten zwar die Symptome eines Reizdarmes zeigen oder auch einer Fibromyalgie, aber in Wirklichkeit weder am einen noch am anderen leiden, sondern bei ihnen das sog. Mastzellaktivierungssyndrom vorliegt.
Ein MCAS aber könnte recht gut behandelt werden, was für manche Patienten bedeutet, dass sie jahrelang leiden mussten, obwohl es eine unkomplizierte Therapie für ihre Beschwerden gäbe, sie diese nur deshalb nicht erhalten, weil niemand an die entsprechende Diagnose denkt bzw. dachte.
Es ist kaum vorstellbar, dass ein einfacher Vitaminmangel Symptome wie die eines Reizdarmes auslösen können soll.
Doch hat sich gezeigt, dass sowohl ein Vitamin-D-Mangel als auch ein Vitamin-B12-Mangel besonders häufig bei Reizdarmpatienten vorliegen.
Ein Vitamin B122 Mangel kann aber auch zu mentalen Problemen führen, wie Depressionen, Stimmungsschwankungen und Angst, was daran liegt, dass das Vitamin an der Bildung der entsprechenden Neurotransmitter (Serotonin und Dopamin) beteiligt ist.
Besteht hier ein Ungleichgewicht, treten psychische Störungen auf.
Diese aber können sich nun über die sog. Darm-Hirn-Achse umgehend auf den Darm auswirken und so u. U. auch ein Reizdarm-Syndrom auslösen.
Mehr über die Darm-Hirn-Achse können sie hier nachlesen:
Erst wenn sich all die oben genannten Möglichkeiten nicht bestätigen, könnte tatsächlich ein echtes Reizdarm-Syndrom vorliegen.
Ein Viertel aller Reizdarm-Syndrome soll sich interessanterweise infolge von antibiotika-Therapien entwickelt haben, die gegen entzündliche Magen-Darm-Probleme eingenommen wurden.
Da Antibiotika nicht nur die Darmflora, sondern auch die darmschleimhaut schädigen können, ist davon auszugehen, dass Reizdarm-Patienten in den meisten Fällen unter einer gestörten Darmflora und in manchen Fällen unter Schäden der Darmschleimhaut leiden.
Therapie von dessen ist jedoch einfach. Ich begrüße immer wieder Erfolge mit Reizdarm Patienten, da ich das alles berücksichtige. Und deshalb schreibe ich das, damit Hoffnung auf Heilung an das Tageslicht aufkommt.
Ein weiterer sehr großer Teil der Patienten berichtet von ernsthaften Traumen (z. B. Missbrauch im Kindheit), so dass das echte Reizdarm-Syndrom auch die Folge von seelischen Konflikten und Belastungen aus der Vergangenheit, aber auch die Folge von Dauerstress in der Gegenwart darstellen kann.
Da es unterschiedliche Ursachen geben kann, werde ich die Empfehlungen hier nicht aufschreiben, da es von Person zu Person ganz unterschiedlich ausfallen kann.
Um eine Ernährungsumstellung kommt kein Reizdarm-Patient herum. Doch auch das soll personalisiert besprochen werden.
Quellen:
Dr. med. Volker Schmiedel, “Verdauung”, 2008, Trias-Verlag
Bijkerk CJ et al, „Soluble or insoluble fibre in irritable bowel syndrome in primary care? Randomises controlled trial.” BMJ 2009 Aug 27; 339: b3154. Doi: 10.1136/bmj. B3154
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