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WIE GEFÄHRLICH SIND SCHMERZMITTEL? SCHÜTZT ASS VORM HERZINFRAKT? DIESE UND WEITERE FRAGEN AUFGEKLÄRT



Forscher raten, den Schmerzmittelkonsum stark einzuschränken, da Schmerzmittel das Risiko für Herzbeschwerden erhöhen, und dem Herzen, Magen und Darm schaden sowie bei Schwangeren das ungeborene Kind gefährden.


Das Geschäft mit den OTC-Medikamenten boomt – weltweit werden damit jährlich etwa 100 Milliarden Euro umgesetzt. OTC bedeutet „over the counter“ und steht für Medikamente wie z. B. Acetylsalicylsäure (z. B. Aspirin, ASS u. a.) oder Ibuprofen, die in der Apotheke ohne Rezept gekauft werden können. Sie gehören zur Gruppe der sog. NSAID Schmerzmittel mit schmerzstillenden, fiebersendenden und entzündungshemmenden Eigenschaften.


Als Nebenwirkungen der Schmerzmittel aus der Gruppe der NSAID sind die folgenden bekannt:

- Sie beeinflussen die Blutgerinnung (verdünnen das Blut, so dass es u. U. zu inneren Blutungen kommen kann)

- sie verursachen Blutgerinnsel

- sie verengen die Blutgefäße

- sie erhöhen Wasseransammlungen im Körper

- sie fahren den Blutdruck hoch

- sie verursachen Frühdemenz (besonders Ibuprofen)


Im Juli 2015 kündigte die amerikanische Food and Drug Administration (FDA) eine Änderung der Etiketten aller NSAID an. Ziel sei es, davor zu warnen, dass derartige Medikamente sogar in jungen Jahren zu tödlichen Schlaganfällen und Herzinfrakten führen können, selbst wenn keinerlei kardiovaskuläre Risikofaktoren vorliegen.

Passiert ist nichts.


Bereits seit dem Jahr 2005 haben zahlreiche Studien gezeigt, dass das Risiko sogar höher ist als angenommen. Die langfristige Einnahme der Medikamente über eine Woche hinweg könne zum Tode führen, ohne dass die Betroffenen vorher irgendwelche Probleme mit dem Herzen gehabt hätten.


Dr. Peter Wilson von der Emory University in Georgia liess verlauten, dass die Schmerzmittel aus der Gruppe NSAID, die über den Ladentisch verkauft werden, das Risiko für Schlaganfall und Herzinfrakt um 10% erhöhen, während

Verschreibungspflichtige Varianten bei geringer Dosierung den Risikofaktor um 20% in die Höhe treiben.


Zudem konnten Wissenschaftler ganz klar aufzeigen, dass Menschen, die derartige Medikamente nach einem Herzanfall einnehmen, eindeutig ein größeres Risiko haben, innerhalb eines Jahres zu sterben.


Dr. Wilson, der dem FDA-Expertengremium angehört, warnt insbesondere vor OTC-Medikamenten mit den Worten:

„Besonders problematisch ist, dass Menschen denken, diese Arzneimittel seien ungefährlich, was die aber nicht sind“.

Herzinfrakt und Schlaganfall sind dabei nicht die einzigen Gefahren, die von den genannten Schmerzmitteln ausgehen.


NSAID-Schmerzmittel bergen das Risiko, Magenblutungen zu verursachen. Dies geschieht häufig, ohne dass sich zuvor Beschwerden manifestieren. Das ist darauf zurückzuführen, dass diese Medikamente die sogenannten Prostaglandine hemmen, die im Körper wichtige Funktionen innehaben. So sind sie mitunter dafür verantwortlich, die Magenschleimhaut vor Verdauungssäften zu schützen, und fehlt jetzt dieser Schutz, wird der Magen angegriffen und verletzt.


Des Weiteren spielen Prostaglandine auch hinsichtlich der weiblichen Fruchtbarkeit eine Schlüsselrolle. In diesem sinne können die Schmerzmittel auch die Empfängnis verhindern sowie die Geburtswehen verlängern oder verzögern.


Werden die Schmerzmittel während der Schwangerschaft eingenommen, steht auch die Gesundheit des Babys auf dem Spiel. Studien haben gezeigt, dass bei ungeborenen Kindern die Entwicklung des Atmungs- und Kreislaufsystems gestört werden kann, was zu dauerhaften Gesundheitsproblemen führen kann.


Nichtsdestotrotz wird ASS nach wie vor wärmstens auch als vorbeugendes Mittel empfohlen. 90% aller Infrakt- und Schlaganfall-Patienten bekommen den Wirkstoff verschrieben und sollen ihn ihr Leben lang Tag für Tag einnehmen!

Die entsprechende Werbung suggeriert, das Herz sei ohne die Mittel völlig ungeschützt. Ein kluger Schachzug.

Die Wahrheit spielt keine Rolle.


Im Jahr 2010 trat eine Gruppe von Wissenschaftlern, Ärzten und Bediensteten des Gesundheitswesens aus diesem Grund an die Öffentlichkeit, um Patienten zukünftig vor diesen Nebenwirkungen zu schützen. Es wurde die Forderung ausgesprochen, endlich die Empfehlung der täglichen ASS-Einnahme zum Schutz vor Herz-Kreislauf-Erkrankungen offiziell zurückzunehmen, denn ASS kann auch die schützende Darmschleimhaut zerstören, was zu Darmblutungen, chronischen Darmentzündungen und zu Darmperforationen führen und im Folge sogar tödlich enden kann.


In manchen Fällen kann die dauerhafte ASS-Einnahme zu Hirnblutungen führen, wie eine Studie von 2019 ergab. Wo bleibt der versprochener Schutz?


Dabei gibt es ganz natürliche, Nebenwirkung-freie Blutverdünner, die empfehle ich immer meinen Patienten. Auch herzschützende-Maßnahmen gibt es viel, die auch natürlich und Nebenwirkung-frei sind.

Beides habe ich für euch in separaten Berichten bereits beschrieben. Brauchen sie Unterstützung – melden sie sich über dem Kontaktformular.


Was ist aber mit Diclofenac?

Auch das häufig eingesetzte Schmerzmittel Diclofenac wird mit einem erhöhten Risiko für Herz-Kreislauf-Ereignissen in Zusammenhang gebracht. Offenbar erleiden Patienten eher einen Herzinfrakt oder Schlaganfall, wenn sie zuvor Diclofenac eingenommen haben. Bei Paracetamol – das jedoch wieder andere Nachteile hat – und anderen gebräuchlichen Schmerzmitteln konnte man dieses erhöhte Herz-Kreislauf-Risiko nicht feststellen, so eine Studie, die Anfang Sepember 2018 im British Medical Journal veröffentlicht wurde.


Die beteiligten Forscher sind daher der Meinung, dass Diclofenac haltige Schmerzmittel keinesfalls mehr rezeptfrei erhältlich sein sollten, und auch die verschreibungspflichtigen Packungen sollten mit deutlichen Warnhinweisen versehen sein.

Sind bis heute nicht...


In oben genannter Studie untersuchten die Forscher rund um Morten Schmidt an der aarhus Universitätsklinik in Dänemark das Herz-Kreislauf-Risiko bei Diclofenac-Einnahme verglichen erstens mit der Einnahme anderer Schmerzmittel aus der Gruppe der NSAIS, zweitens mit der Einnahme von Paracetamol und drittens verglichen mit Patienten, die keine Schmerzmittel einnahmen. Zur Verfügung standen die von mehr als 6,3 Millionen Erwachsenen.

Es zeigte sich, dass die Einnahme von Diclofenac schon innerhalb der ersten 30Tage zu einer höheren Zahl an Herz-Kreislauf-Ereignissen führte als bei der Einnahme von Naproxen oder Ibuprofen oder auch Paracetamol. Diese

Genauso litten an Herzinfrakten, Schlaganfällen, Herzflimmern, Herzversagen u. ä., wie auch unter Magen-Darm-Blutungen – und es kam häufiger zu herzbedingten Todesfällen. Danke Diclofenac.


Prof. Gislasons Teamschaute nun, welche Patienten innerhalb von 30 Tagen vor ihrer Herzattacke Schmerzmittel eingenommen hatten. Es zeigte sich, dass die beliebtesten Schmerzmittel Ibuprofen und Diclofenac waren. Wer ibu einnahm hatte ein um 50% erhöhtes Risiko für eine Herzattacke, wer Diclofenac einnahm, ein um 31% erhöhten Risiko für Herzstillstand in Zusammenhang!


„Unsere Ergebnisse sind ein überzeugender Hinweis darauf, dass Schmerzmittel keinesfalls harmlos sind“, sagte Prof. Gislason.:

„Diclofenac und Ibuprofen sollten unbedingt mit Bedacht und Vorsicht eingenommen werden und nur dann, wenn auch wirklich keine andere Möglichkeit besteht, die bestehenden Schmerzen zu lindern. In KEINEM FALL sollten die beiden Mittel von Menschen eingenommen werden, die bereits an einer Herz-Kreislauf-Problematik leiden oder bei denen Risikofaktoren für Herz-Kreislauf-Erkrankungen vorhanden sind (Übergewicht, Fettstoffwechselstörungen, Bluthochdruck, Diabetes etc.)“


Quellen:


Morgten Schmidt, Henrik Toft Srensen, Lars Pedersen, Diclofenac use and cardiovascular risks: series of nationwide cohort stidies, BMJ, 2018


Huang W, Saver JL, Wu Y, Lin C, Lee M, Ovblagele B. Frequency of intracranial Hemorrhage With Low-Dose Aspirin in individuals Without Symptimatic Cardiovascular Disease: A Systematic Review and Meta-analysis. JAMA Neurol 2019, 76(8): 906-914. Doi: w0.100/jamaneurol. 2019: 1120


Kathrine B. Sondergaard et al, Non-steroidal anti-inflammatory drug use is associated with increased rist of out-of-hospital cardiac arrest: a nationwide case-time-control study. European Heart Journal- Cardiovascular Pharmacotherapy, 2016




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