MEERESALGEN VIA KRANKHEITEN
- orion-consult
- 29. Dez. 2021
- 6 Min. Lesezeit

Nicht alle Algenarten sind essbar – die essbaren Arten machen nur einen winzig kleinen Teil aus. In Asien kommen sie je nach Art häufig frisch auf den Teller, in Europa sind sie meist nur getrocknet oder eingelegt im Glas erhältlich.
Kelp (laminariales):
Kelp ist der englische Begriff für „Tang“. Der Begriff umfasst verschiedene Algenarten, meist Braunalgen. Im deutschen Sprachraum werden mit Kelp oft Algenwälder bezeichnet, die meistens aus Kombu bestehen. Aus diesem Grund wird Kelp häufig als Synonym zu Kombu verwendet.
Getrocknet wird Kelp in langen Streifen verkauft. In der Küche werden Kelp-Algen als Salat aufgetischt oder zu Nudeln verarbeitet. Kelp-Nudeln gelten als Alternative zu Glasnudeln.
Die Kelp-Algen werden vor der Verarbeitung geschält und sind daher durchsichtig, also nicht mehr grün. Sie bestehen aus nichts anderem als Wasser, Kelp und Natriumalginat. Letzteres ist ein Binde- und Geliermittel, das aus Braunalgen gewonnen wird. Kelp-Nudeln sind sehr kalorienarm – sie enthalten gerade einmal 5 kcal pro 100 g.
Nori: Nori-Algen sind vor allem durch die Sushi-Röllchen bekannt, um die sie gewickelt werden. Ansonsten wird Nori als Zutat in Suppen, Salaten, Omeletts usw. verwendet. Nori ist aber eigentlich keine eigene Algenart, sondern die japanische Bezeichnung für essbare Algen. Algen, die als Nori-Algen verkauft werden, sind meistens Rotalgen, z. B. Purpurtang.
Nori-Algen kommen weltweit in polaren, gemässigten und tropischen Meeren vor. Zu kaufen gibt es Nori in Form von rechteckigen, hauchdünn-gepressten Algenblättern. Zu Pulver zerstossen eignen sich die Blätter wunderbar als Gewürz. Sie verleihen Speisen ein fischähnliches Aroma.
Hijiki (Sargassum fusiforme): Hijiki wächst hauptsächlich an der Pazifikküste.
Dort wird die Alge traditionell von professionellen Taucherinnen von Hand geerntet. Hijiki sehen getrocknet aus wie dünne Suppennudeln – jedoch in schwarz. Die Alge kann in der Küche vielseitig eingesetzt werden, z. B. in Suppen und als Beilage zu Tofu- und Gemüsegerichten.
Meersalat (Ulva lactuca): Meersalat wächst vorwiegend in geschützten Buchten.
Er wird, wie der Name schon sagt, häufig als Salat oder als Zutat im Salat gegessen, aber auch in Suppen oder als Snack (z. B. Chips). Geerntet wird der Meersalat von Hand. Dies ist sehr aufwändig, weil er nur in kleinen Mengen auf einmal wächst. Getrockneten Meersalat gibt es in Form von dünnen Streifen zu kaufen.
Meeresspaghetti: Meeresspaghetti sind eigentlich Riementang, haben wegen ihrer Form aber ihren Spitznamen erhalten. Sie gehören zu den Braunalgen und wachsen im Atlantik, sowie in der Nord- und Ostsee.
Meeresspaghetti werden eingeweicht und dann wie Nudeln gekocht. Anschliessend verfeinern sie Pasta-Gerichte oder Salate.
Dulse (Palmaria palmata): Dulse wird auch Lappentang genannt.
Die Alge wächst im Atlantik, in der Ost- und Nordsee sowie im Pazifik. Dulse ist in Irland, Kanada und Island sehr beliebt, z. B. als Snack zu Bier.
Ursprünglich wurde die Alge getrocknet wegen ihrer Konsistenz als Ersatz für Kautabak verwendet. Vermutlich haben die Seefahrer damit begonnen – entweder weil ihnen der Kautabak auf langen Reisen irgendwann ausging oder als Schutz vor Skorbut aufgrund des Vitamin-C-Gehalts. Getrocknet ist Dulse in Form von roten Streifen erhältlich.
Wakame (Undaria pinnatifida): Die Wakame-Alge hat ihren Ursprung an den Küsten Ostasiens, ist mittlerweile aber in vielen Meeren verbreitet. Häufig ist sie etwa in Häfen zu finden. In Japan und Korea wird Wakame in Suppen und Salaten verwendet.
Wakame wird getrocknet in Form von grün-braunen Streifen verkauft. Sie ist aber z. B. auch als Wakame-Tagliatelle oder Wakame-Fusilli erhältlich und zu diesem Zweck in Nudelform gepresst.
Arame (Eisenia bicyclis): Arame gehört zu den Braunalgen und ist vor den Küsten Japans heimisch. Die Alge wird z. B. in Salaten, Suppen und Aufläufen gegessen.
Sie schmeckt im Vergleich zu anderen Meeresalgen eher mild und eignet sich daher gut für Personen, die sich erstmal langsam an das Algenaroma herantasten möchten. Getrocknete Arame sehen – ähnlich wie Hijiki – wie schwarze, dünne Suppennudeln aus.
Obwohl Meeresalgen nur in kleinen Mengen gegessen werden (z. B. rund 10 Gramm getrocknete Algen pro Person als Algen-Salat), tragen sie gut zur Deckung des Vitamin- und Mineralstoffbedarfs bei. In folgendem PDF finden Sie die Nährwerte, Vitamine und Mineralstoffe von 10 g getrockneten Rot- und Braunalgen.
Zu den Rotalgen gehören Dulse und Purpurtang (Nori), zu den Braunalgen Wakame, Hijiki, Kelp, Kombu, Riementang (Meeresspaghetti) und Arame.
Meeresalgen enthalten relevante Mengen an Betacarotin, den B-Vitaminen, Vitamin C und Folsäure. Ebenfalls enthalten Meeresalgen Vitamin B12. Dabei könnte es sich jedoch um sogenannte Vitamin-B12-Analoga.
Meeresalgen scheinen mineralstoffreich, da sie pro 100 g grosse Mineralstoffmengen enthalten.
Da man jedoch nur wenig davon isst (ca. 10 g), schrumpfen die mit Algen aufgenommenen Mineralstoffmengen wieder deutlich. Besonders calciumreich sind zum Beispiel Hijiki mit 1170 mg und Meersalat mit rund 1830 mg pro 100 g. Bei einer Verzehrmenge von 10 g bleiben jedoch letztendlich nur noch 117 und 183 mg Calcium, was bei einem Tagesbedarf von 1000 mg aber immerhin noch 10 bis 20 Prozent ausmacht.
Hohe Eisenwerte sind ferner in Hijiki (4,7 mg pro 10 g) zu finden. In Meersalat (1,4 mg) und Dulse (1,3 mg) ist der Wert schon nicht mehr so hoch.
Algen sind sehr gute Jodquellen. Je nach Art fällt der Jodgehalt unterschiedlich hoch aus. Besonders Kelp sticht mit bis zu 5307 µg/g hervor.
Der Tagesbedarf an Jod liegt bei 200 µg, die tolerierbare Höchstmenge bei 500 µg Jod pro Tag. Kelp sollte also nur in winzigen Mengen verzehrt werden, da schon 5 g Kelp mehr als 250 µg Jod, also mehr als den Tagesbedarf liefern können
Eine Überdosis Jod kann u. U. zu einer Über- oder Unterfunktion der Schilddrüse führen.
Der regelmässige Konsum hoher Algenmengen, wie es beispielsweise in Japan üblich ist, wird ausserdem mit einem erhöhten Risiko für Schilddrüsenkrebs in Verbindung gebracht.
Da Jod wasserlöslich ist, geht beim Einweichen und beim Kochen ein grosser Teil des Jodgehalts verloren (14 bis 75 Prozent) – wenn man das Einweich- bzw. Kochwasser wegschüttet. In Dulse beispielsweise reduzierte einstündiges Einweichen den Jodgehalt um etwa 15 Prozent.
Meeresalgen zählen zu den Histaminliberatoren, fördern also die körpereigene Histaminausschüttung. Wenn Sie an Histaminintoleranz leiden, sollten Sie also besser auf Algen in Form von Salat oder Beilagen verzichten. Wenn Sie dagegen nur geringe Mengen verwenden, beispielsweise ein wenig Algen-Pulver zum Würzen, dann könnten Sie ausprobieren, ob Ihnen dies bekommt.
In wissenschaftlichen Studien wurden die folgenden gesundheitlichen Wirkungen der einzelnen Algenarten entdeckt:
Nori: Antioxidativ, entzündungshemmend, blutdrucksenkend, krebshemmend
Dulse: Antioxidativ, antidiabetisch, herzschützend, entzündungshemmend
Hijiki: Antioxidativ, antidiabetisch, entzündungshemmend
Meersalat: Antioxidativ, antimikrobiell, antiviral, antitumoral, schmerzlindernd, entzündungshemmend
Wakame: Blutdrucksenkend, krebshemmend
Kelp: Entzündungshemmend, antidiabetisch, cholesterinsenkend
Arame: antioxidativ.
Forscher vermuten, dass Meeresalgen durch ihre entzündungshemmenden und antioxidativen Wirkungen auch Entzündungen des Nervengewebes im Zentralnervensystem entgegenwirken können.
Eine Entzündung in diesem Körperbereich wird Neuroinflammation genannt. Sie gilt als bedeutende Mitursache für Alzheimer und Erkrankungen wie Parkinson und Multiple Sklerose.
In Europa werden Meeresalgen meistens getrocknet angeboten. Man kann Sie in grösseren Supermärkten, in Asialäden und in Onlineshops kaufen. Frische Algen sind dagegen eher selten zu finden. Am ehesten erhält man sie in den Delikatessen-Abteilungen grösserer Supermärkte oder in Onlineshops – oft handelt es sich dabei um bereits fertig zubereitete Algen-Salate. Des Weiteren werden Algen eingelegt in Gläsern oder in Form von Algen-Blättern, Algen-Pasta, Algen-Chips sowie Algen-Flocken und Algen-Pulver (zum Würzen) verkauft.
Beim Kauf von Algen sollten Sie wie oben erwähnt auf Bio-Produkte setzen.
Zudem sollten Sie sich für Produkte entscheiden, bei denen der Jodgehalt oder eine maximale Verzehrmenge bezüglich des Jodgehalts angegeben ist. Falls diese Angaben fehlen, können Sie beim Hersteller nachfragen.
Ein Hersteller, der den Jodgehalt seiner Produkte angibt, ist zum Beispiel Arche. Arche-Produkte finden Sie insbesondere im Bio-Supermarkt und Reformhaus.
Quellen:
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