PCOS – GANZHEITLICHE MASSNAHMEN
- orion-consult
- 9. Nov. 2021
- 7 Min. Lesezeit

Der Begriff "polyzystisches Ovarialsyndrom (oder Ovarsyndrom)" weist bereits auf die Problematik hin: Die Eierstöcke (Ovarien) der betroffenen Frauen sind vergrössert und es lassen sich dort ungewöhnlich viele (poly) unreife Eizellen im Ultraschall erkennen.
Da die Eizellen in Bläschen vorliegen und Bläschen in der medizinischen Terminologie Zysten heissen (vom griechischen Wort "kystis"), ergibt sich die Bezeichnung poly-zystisch.
Meist werden betroffene Frauen heutzutage engmaschig von ihren Gynäkologen betreut und bei den ersten PCOS-Anzeichen sofort mit Hormonpräparaten behandelt, auch dann, wenn die Diagnose noch gar nicht sicher it.
Die möglichen Symptome der mit dem polyzystischen Ovarialsyndrom in Verbindung stehendenHormonstörungen:
Chronisches Ausbleiben des Eisprungs
Zyklusstörungen
Unfruchtbarkeit oder bei Schwangerschaft Neigung zu Fehlgeburten
Übergewicht
Akne
Insulinresistenz mit hoher Gefahr, dass sich daraus später ein Diabetes entwickelt
Haarausfall bzw. Haarwuchs nach männlichem Muster, also Haarausfall am Kopf bei gleichzeitig übermässiger Behaarung am Rest des Körpers = Hirsutismus
Psychische Probleme bis hin zu Depression
Langfristig erhöhte Gefahr von Herz-Kreislauf-Erkrankung
Es müssen nicht alle Symptome bei allen Betroffenen gleichzeitig auftreten. Übergewicht beispielsweise soll etwa 50 bis 80 Prozent der PCOS-Frauen betreffen.
Die Hälfte leidet an verlängerten Zyklen, nur ein Drittel an Zwischenblutunge.
Der Hormonhaushalt ist bekanntlich ein fein ausgeklügeltes System, in dem jedes Hormon auf irgendeine Weise mit den übrigen Hormonen in Verbindung steht: Hormone beeinflussen einander also, hemmen sich oder fördern die Ausschüttung anderer Hormone.
Wenn aber an irgendeiner Stelle ein Fehler im System ist, dann beeinflusst dieser Fehler – einem Domino-Effekt gleich – viele andere Hormone und es kommt unweigerlich zu merklichen Symptomen, je nachdem welche Hormone am stärksten betroffen sind.
Beim PCOS schüttet die Hypophyse (Hirnanhangdrüse) verstärkt LH (luteinisierendes Hormon) aus, dafür aber weniger FSH (follikelstimulierendes Hormon).
Das LH ist eigentlich für den Eisprung zuständig, während das FSH für die Eireifung verantwortlich ist. Kein Wunder, sammeln sich im Eierstock nun viele unreife Eizellen, wenn im Verhältnis zum LH zu wenig FSH zugegen
ist.
Gleichzeitig bleibt der Eisprung aus, da nie ein Ei wirklich ausreift und "sprungbereit" wäre.
Das LH-FSH-Ungleichgewicht führt beim PCOS nun dazu, dass die Eierstöcke zu viele männliche Hormone (Androgene) bilden. Die männlichen Hormone wiederum können sich in Östrogen umwandeln – und zwar bevorzugt im Fettgewebe.
Je mehr Übergewicht vorhanden ist, umso mehr Fettgewebe ist jedoch auch da und desto mehr Östrogen kann entstehen – was zeigt, wie ungünstig sich ein Übergewicht auf PCOS auswirkt bzw. wie hervorragend es wäre, wenn die betroffene Frau abnehmen würde.
Jetzt beginnt zudem ein Teufelskreis, da ein hoher Östrogenspiegel die LH-Ausschüttung weiter fördert und die FSH-Ausschüttung noch weiter hemmt.
In den Eierstöcken werden jetzt noch mehr männliche Hormone gebildet und die Chance auf eine ausreifende Eizelle wird immer geringer. Unfruchtbarkeit ist die Folge.
Gleichzeitig kann beim PCOS ein erhöhter Insulinspiegel beobachtet werden (Hyperinsulinämie).
Eine hohe Insulinkonzentration im Blut jedoch fördert sowohl die Fetteinlagerung und somit eine Zunahme des Übergewichts als auch die Bildung männlicher Hormone im Eierstock.
Aus Sicht der Schulmedizin gibt es beim PCOS kaum eine andere Lösung als Hormone (die Pille) zu verordnen. Je nach den auftretenden Symptomen werden überdies Cortison-Präparate gegeben, die zu einer Drosselung der Produktion der männlichen Hormone in den Nebennieren führen sollen sowie – bei Insulinresistenz – typische Diabetesmedikamente wie etwa Metformin.
Metformin kann jedoch zu Magen-Darm-Beschwerden (Übelkeit, Bauchweh, Durchfall etc.) führen, zu Geschmacksveränderungen bis hin zu Appetitverlust. Die Nebenwirkungen der Pille sind hinlänglich bekannt:
Wassereinlagerungen, Übergewicht, Bluthochdruck und ein erhöhter Blutzuckerspiegel.
Hilft alles nichts, kann frau sich die Eierstöcke in einer OP sticheln lassen.
Dabei wird 15-mal in den Eierstock gestochen – und zwar jeweils 2 mm tief. Man will damit dessen Testosteronbildefähigkeit reduzieren.
All das klingt nicht sehr körperfreundlich. Und ganz ähnlich sah es bereits im Jahr 2001 Dr. Keri Marshall, die in ihrem Review betonte, dass das PCOS zwar dringend therapiebedürftig sei, dass dies aber auch auf naturheilkundlichem Wege geschehen könne.
Dies sei genauso wirksam wie eine schulmedizinische Therapie – nur ohne deren Nebenwirkungen.
Und obwohl Keri Marshall dies vor nunmehr 20 Jahren mitteilte, gibt kaum ein Frauenarzt die entsprechenden Informationen an die oft verzweifelten und hilfesuchenden Patientinnen weiter.
Bevor Sie jedoch Massnahmen umsetzen, lassen Sie – falls noch nicht geschehen – Ihre Schilddrüsenwerte überprüfen. Oftmals ist eine Schilddrüsenunterfunktion die Ursache von PCOS-ähnlichen Symptomen. Wird die Unterfunktion der Schilddrüse behoben, haben sich häufig auch die PCOS-Symptome erledigt.
Naturheilkundige ganzheitliche Massnahmen beim PCOS:
Übergewicht abbauen.
Ist bei PCOS Übergewicht vorhanden, dann kann schon allein eine Gewichtsreduktion in Verbindung mit einer Ernährungsumstellung eine deutliche Verbesserung des Beschwerdebildes mit sich bringen, da sich das reduzierte Körpergewicht auf alle mit den Hormonschwankungen in Verbindung stehenden Werte und Beschwerden positiv auswirkt.
Basenüberschüssige Ernährung einführen.
Eine solche Ernährung besteht aus viel Gemüse, Obst, hochwertigen Proteinen sowie gemässigten Mengen an Kohlenhydraten in Form von ballaststoffreichen, komplexen Kohlenhydraten (z. B. Vollkornprodukten, Hülsenfrüchten, Ölsaaten und Nüssen).
Die Senkung des Insulinspiegels über eine entsprechende Ernährung ist eine attraktive nicht-pharmazeutische Therapie für Frauen mit PCOS, deren erhöhter Insulinspiegel die Testosteronsynthese stimuliert und somit die PCOS-Symptome verstärkt.
Die typische westliche Ernährung, die reich an raffinierten Kohlenhydraten ist (Zucker, Weissmehl, Back- und Teigwaren), aber nur sehr wenige Ballast- und Vitalstoffe liefert, gilt als ein Hauptauslöser für Insulinresistenz und trägt gleichzeitig zur Ausbildung von Adipositas und Herz-Kreislauf-Erkrankungen bei.
Daher sollte die Ernährung zur Behebung beider Problematiken auf eine vitalstoffreiche basenüberschüssige Ernährungsweise umgestellt werden.
Testen sie Seed Cycling
Es geht darum, in der ersten Zyklushälfte zwei bestimmte Saaten zu essen
(Leinsamen und Kürbiskerne) und dann in der zweiten Zyklushälfte zwei andere Saaten zu essen (Sesam und Sonnenblumenkerne).
Die Ölsaaten sollen den Hormonhaushalt regulieren helfen, so dass sich hormonbedingte Beschwerden – ganz gleich ob PCOS, Wechseljahresbeschwerden oder prämenstruelle Beschwerden – lindern lassen.
Sanieren sie Ihre Darmflora
Australische Wissenschaftler stellten im Jahr 2012 im Fachmagazin „Medical Hypotheses“ eine neue These vor: PCOS gehe bekanntlich mit chronischen Entzündungen sowie häufig einer Insulinresistenz einher. Was genau zu diesen beiden Aspekten führe, sei ungewiss.
Die Forscher vermuten nun, dass es die Darmflora ist, die an der Entwicklung des PCOS nicht nur beteiligt sein könnte, sondern dieses womöglich überhaupt erst auslöse.
Nahrungsergänzungsmittel mit Inositol ist empfehlenswert.
D-Chiro-Inositol oder auch das ganz ähnliche Myo-Inositol gelten laut zahlreichen Studien als hochinteressante Nahrungsergänzungsmittel für Frauen mit PCOS.
Die Substanz kommt auch natürlicherweise im menschlichen Körper vor und dient dort als Botenstoff bei der Signalübertragung an der Zelle, weshalb es auch die Insulinwirksamkeit mit beeinflusst.
Man vermutet nun infolge einiger Studienergebnisse, dass die PCOS-Symptome Insulinresistenz und Hyperinsulinämie auf einen Mangel an D-Chiro-Inositol hinweisen könnten – nicht zuletzt deshalb, da die Menge des in den Muskeln enthaltenen Inositols bei Typ-2-Diabetikern geringer ist als bei gesunden Personen.
Denken sie an Chrom
Chrom ist bekanntlich ein hilfreiches Spurenelement, wenn es um die Regulierung des Blutzucker- und Insulinspiegels geht. Ja, ein konkreter Chrommangel soll sogar direkt eine Insulinresistenz bzw. Diabetes Typ 2 hervorrufen können.
Chrom steigert dann die Wirksamkeit des Insulins. Eine Chrom-Einnahme ist somit auch bei der Therapie des PCOS denkbar.
Prüfen sie ihre Vitamin D3 Spiegel.
Die bei jeder chronischen Erkrankung sollte auch beim PCOS der Vitamin-D-Spiegel überprüft werden, da bekannt ist, dass viele PCOS-Patientinnen einen Vitamin-D-Mangel haben. Behebt man den Mangel, trägt das Vitamin D zur Regulierung des Hormonhaushalts bei, harmonisiert den Menstruationszyklus und fördert die Eizellreifung.
Da beim PCOS in manchen Fällen auch Depressionen vorliegen und Vitamin D antidepressiv wirken kann (besonders wenn zuvor ein Vitamin-D-Mangel vorlag), überprüften Forscher im Jahr 2014 einen möglichen Zusammenhang und stellten fest: Je stärker ein Vitamin-D-Mangel ausgeprägt war, umso intensiver litten die PCOS-Patientinnen an Depressionen oder depressiven Verstimmungen.
Denken sie an Nahrungsergänzungsmittel mit DIM
DIM (Diindolylmethan) ist eine krebsfeindliche und entzündungshemmende Substanz, die bei der Verstoffwechslung des Pflanzenstoffs Indol-3-Carbinol entsteht. Letztere wiederum ist in sämtlichen Kohlgemüsen und anderen Kreuzblütlern enthalten, also in allen Kohlsorten, aber auch in Kresse, Senf, Rucola usw.
DIM wirkt sich jedoch auch positiv auf den Östrogen-/Testosteronstoffwechsel aus. So soll es die Leber dahingehend beeinflussen, dass diese eine höhere Östrogenrate in die inaktive Östrogenform umwandeln kann, so dass der Körper von der quälenden Östrogendominanz befreit wird. Der Testosteronpegel wird unter DIM-Einfluss ebenfalls nach unten hin korrigiert.
Denken sie an Stressmanagement
Auch liegt beim PCOS offenbar eine niedrige Stressresistenz vor. Die Betroffenen kommen mit Stress nicht so gut zurecht. Werden sie nun mit Dauerstress konfrontiert, kann dieser die Symptomatik verstärken. Permanente Stresssituationen können aber auch zu den Auslösern eines PCOS gehören.
Optimieren Sie Ihre Magnesiumversorgung, da Magnesium an der Regulierung des Blutzucker- und Insulinspiegels beteiligt ist
Optimieren Sie Ihre Zinkversorgung. Auch Zink ist an der Blutzuckerregulierung sowie an der Schilddrüsengesundheit beteiligt.
Verbessern Sie Ihre hormonelle Situation mit natürlichen Hormonen.
Auch soll Mönchspfeffer die Hypophysenfunktionen normalisieren, so dass sich die LH- und FSH-Spiegel wieder einpendeln können.
Eine Quecksilberbelastung kann das Hormonsystem schädigen und aus dem Gleichgewicht bringen, weshalb eine entsprechende Überprüfung (ob eine Belastung vorliegt) und ggf. eine Quecksilberausleitung bei Hormonstörungen angezeigt sein kann.
Eine Progesteron-Creme kann äusserlich aufgetragen ebenfalls gegen die Östrogendominanz hilfreich sein.
Die Süssholzwurzel (z. B. als Tee) reduziert erhöhte Testosteronspiegel und soll das LH-FSH-Verhältnis regulieren können.
Quellen:
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