SCHWINDEL - DIE URSACHEN
- agneskalaitzis
- 25. März 2024
- 4 Min. Lesezeit

Schwindel kann harmlos sein, aber auch auf ernstzunehmende Erkrankungen hinweisen.
Schwindel wird in der medizinischen Fachsprache auch Vertigo genannt.
Es handelt sich um keine eigene Krankheit, sondern um ein Symptom, das auf die verschiedensten Erkrankungen hinweisen kann, und deutet darauf hin, dass eine Störung im Gleichgewichtssystem besteht.
Das Symptom kann bei organischen Erkrankungen dann entstehen, wenn die Gleichgewichtszentren im Hirnstamm und im Kleinhirn widersprüchliche Informationen von den Sinnesorganen erhalten.
Diese Informationen können vom Gleichgewichtsorgan im Innenohr, vom Auge oder von Sensoren in den Muskeln und Gelenken stammen.
Gegensätzliche Sinneseindrücke können auch ohne zugrundliegende Erkrankungen bei Autofahrten, im Flugzeug oder bei einer Fahrt mit dem Karussell entstehen.
Das Problem kann auch dann auftreten, wenn das Gehirn selbst geschädigt ist und dadurch seiner Aufgabe als Gleichgewichtskoordinator nicht mehr nachkommen kann. Das kann etwa der Fall sein, wenn jemand einen Schlaganfall im Bereich des Hirnstammes oder des Kleinhirns erleidet.
Die 6 häufigsten Ursachen:
1- Funktioneller Schwindel – verursacht durch die Psyche
Diese Form ist die häufigste Vertigo-Form. Sie kann entweder nur psychische Ursachen haben oder sich nach einer körperlicher Erkrankung entwickeln, die bereits erfolgreich therapiert wurde.
Am häufigsten tritt der sogenannte phobische Schwankschwindel auf, bei dem sich Betroffene unsicher beim Gehen und stehen fühlen. Er setzt in angstauslösenden Situationen wie etwa im Lift, in einer Menschenmenge oder in der Höhe ein. Er kann außerdem im Rahmen einer Panikattacke zusammen mit Symptomen wie Zittern, Herzrasen, Schwitzen oder Ohnmachtsgefühlen auftreten. Auch Menschen mit Depressionen können an dauerhaftem Schwank- oder Benommenheitsschwindel leiden.
2. Gutartiger Lagerungsschwindel
Dies ist die zweithäufigste Vertigo-Form, die bei fast jedem fünften Vertigo-Patienten diagnostiziert wird. Er kann beim erstmaligen Auftreten für den Betroffenen sehr bedrohlich wirken, obwohl er, wie sein Name schon sagt, als gutartig gilt. Gekennzeichnet ist dieses Vertigo-Form durch wiederholte Attacken von Drehschwindel, die durch eine Lageänderung des Kopfes ausgelöst werden.
So kann der Vertigo etwa am Morgen beim aufstehen aus dem Bett auftreten und von Übelkeit und Erbrechen begleitet werden. Legen sich Betroffene wieder hin oder bleiben sie mit ihrem Kopf in einer stabilen Position, verschwindet das unangenehme Drehgefühl nach kurzer Zeit wieder.
Man nimmt an, dass der gutartige Lagerungsschwindel durch lose Kalksteinchen in den Bogengängen des Innenohrs, die ein Teil des Gleichgewichtsorgans sind, verursacht wird.
Bei Betroffenen von gutartigem Lagerungsschwindel kommt es häufig zu Rückfällen, was bedeutet, dass bei etwa 50 % der Patienten das Problem innerhalb von 10 Jahren erneut auftritt. Eine Metaanalyse aus dem Jahr 2018 zeigt, dass Patienten, die einen Rückfall erleiden, einen niedrigeren Vitamin-D-Spiegel aufweisen als jene ohne Rückfall.
Eine Behandlung mit Vitamin D verringert hingegen das Risiko, dass der Lagerungsschwindel wieder auftritt.
3. Vestibuläre Migräne
Typische Merkmale der vestibulären Migräne sind Drehschwindelattacken, die mit Übelkeit und Erbrechen einhergehen und von einigen Minuten bis zu einer Stunde dauern können. Darauf folgt oftmals ein halbseitiger Kopfschmerz, der jedoch bei 30 % der Betroffenen ausbleibt.
4. Morbus Meniére
Typische Symptome von Morbus Meniére sind Drehschwindelattacken, die wiederholt auftreten, sowie eine Hörstörung, die sich meist durch eine einseitige Hörminderung oder einen Tinnitus äußert.
Die Beschwerden treten, anders als beim Lagerungsschwindel, nicht durch eine bestimmte Bewegung auf, sondern überfallen betroffene ohne ein auslösendes Ereignis und aus völligem Wohlbefinden heraus. Sie halten zw. einer und sechs Stunden, selten auch bis zu 24 Stunden an.
Die Ursache für diese Symptome ist eine vermehrte Ansammlung von Flüssigkeit im Innenohr.
5. Akute unilaterale Vestibulopathie (Neuritis vestibularis)
Betroffene der akuten unilateralen Vestibulopathie, einer einseitigen Störung des Gleichgewichtsorgans im Innenohr, erleben einen plötzlich einsetzenden Drehschwindel, der mindestens 24 Stunden bis hin zu mehreren Tagen anhalten kann und von Symptomen wie Übelkeit und Brechreiz, Fallneigung sowie unkontrollierbare Augenbewegungen in Ruhe begleitet werden kann.
Als Ursache wird eine Infektion mit einem Herpes-simplex-Virus oder eine Reaktivierung dieses Virus angenommen. Zudem wurde beobachtet, dass betroffene im Vorfeld oftmals an einem Infekt der oberen Atemwege leiden.
Wie auch bei anderen Vertigo-Formen scheinen Betroffene der Erkrankung einen geringeren Vitamin-D-Spiegel aufzuweisen als gesunde Konrtrollpersonen.
6. Bilaterale Vestibulopathie
Bilaterale Vestibulopathie ist eine beidseitige Störung des Gleichgewichtsorgans im Innenohr und ist durch Schwankschwindel gekennzeichnet, der bei Bewegung sowie im Dunkeln oder auf unebenem Boden zunimmt. Bei raschen Kopfbewegungen oder beim Gehen nehmen Betroffene ihre Umwelt als schwankend oder zitternd wahr.
Die häufigste Ursache ist die Einnahme von Aminoglykosiden, einer Gruppe von Antibiotika.
Schwindel kann neben den oben genannten Erkrankungen mit vielen weiteren Krankheiten einhergehen. Dazu zählen etwa Durchblutungsstörungen im Gehirn wie Arteriosklerose oder Schlaganfall, Entzündungen wie Multiple Sklerose, Tumore, Schädel-Hirn-Traumata, Vergiftungen sowie Herzrhythmusstörungen.
Neben Erkrankungen kann es auch andere Gründe haben, wenn einem immer wieder schwindelig ist. Dazu zählen etwa eine Störung im Bereich der Halswirbelsäule, ein hoher oder niedriger Blutdruck oder Blutzucker, bestimmte Medikamente, ein Viaminmangel sowie Nahrungsmittelunverträglichkeiten.
Zervikogener Schwindel – Die Halswirbelsäule ist das Problem
Zervikogener Schwindel fühlt sich fast wie Schwankvertigo an und wird meist durch eine Bewegung im Bereich der Halswirbelsäule ausgelöst. Betroffene fühlen sich benommen, instabil und haben Schwierigkeiten bei der Orientierung.
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Wenn ihnen immer wieder schwindelig ist, können auch ein zu hoher Blutzuckerspiegel, ein zu niedriger Blutzuckerspiegel oder Schwankungen des Blutzuckerspiegels dafür verantwortlich sein.
Bestimmte Medikamente wie Beruhigungs- oder Schlafmittel, muskelentspannende Medikamente, starke Schmerzmittel, Antiepileptika, Antidepressiva, Medikamente gegen Migräne oder Herz-Kreislauf-Medikamente können entweder als Nebenwirkung oder, wenn sie zu hoch dosiert werden, Vertigo auslösen.
Ein Mangel an Vitamin B12 sowie ein Vitamin-D-Mangel wurde bereits an einigen Studien mit Vertigo in Verbindung gebracht.
Nahrungsmittelunverträglichkeiten wie etwa eine Histaminintoleranz, Laktoseintoleranz oder Glutenunvrträglichkeit können neben Verdauungsbeschwerden wie Durchfall, Verstopfung oder Blähungen auch mit anderen Symptomen wie Schwindel oder Kopfschmerezn einhergehen.
Quellen:
Zwergal, A. Dieterich 2021. Aktuelles zu den häufigen Schwindelsyndromen: Diagnostik und Therapie. Fortschritte der Neurologie-Psychiatire, 89(05), 211-220
Vitamin D und Calciumsubstitutiion beugt Drehschwindelanfällen vor 22.09.2020. DGN
Ursachen von Schwindel. Neurologen und Psychiater im Netz.
23.11.23
Mit Vitamin D gegen Drehschwindel 20.10.2020. Deutsche Hirnstiftung
Gulacti, Lok, Hatipoglu, Aktas, Borta, Hatipoglu, Arpaci, A. 2014. Assessment of vitamin B12 and folic acid deficiency in emergency department as a cause of acute presentation of dizziness. Acta Mecica Mediterranea, 30(1), 771-74
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