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BEGINNT DER PARKINSON IM DARM?

Aktualisiert: 13. Jan. 2022


Morbus Parkinson ist – ähnlich wie die Alzheimer Krankheit – eine neurodegenerative Erkrankung. Sie betrifft weltweit über 4 Millionen Menschen und tritt meist ab dem 60. Lebensjahr auf. In Deutschland und der Schweiz leben zusammen etwa 250.000 bis 280.000 Betroffene.


Bei der Erkrankung kommt es zu einem fortschreitenden Untergang von Nervenzellen im Gehirn. Die typischen Symptome umfassen: Muskelzittern, steife Muskeln, verlangsamte Bewegungen und eine instabile Körperhaltung. In der Schulmedizin gilt die Krankheit als unheilbar..


In einer Studie, die im Dezember 2018 im „Journal of Parkinson´s Disease“ veröffentlicht wurde, überprüften die entsprechenden Forscher, inwiefern der Darm an der Entstehung der Parkinson Krankheit beteiligt sein könnte.


Würde man den Darm bei der Diagnose und Therapie von Parkinson berücksichtigen, könnte man die Krankheit nicht nur schneller erkennen, sondern auch ihr Fortschreiten verlangsamen – vermutet der Autor der Studie, Dr. Filip Scheperjans von der neurologischen Fakultät der Universitätsklinik in Helsinki/Finnland. Denn manche Menschen leiden schon jahrelang an Magen-Darm-Beschwerden, bevor sie die typischen Parkinsonsymptome wie z. B. das Muskelzittern der Hände zeigen.


Diagnostiziert man die Krankheit jedoch erst dann, sind schon die meisten von Parkinson betroffenen Nervenzellen im Gehirn abgestorben, was die Therapie deutlich erschwert. In diesen Fällen ist es sehr schwierig, den Krankheitsverlauf noch zu verlangsamen. Daher gehören zu den Forschungszielen der Parkinsonwissenschaftler neue Methoden, um die Krankheit möglichst früh feststellen zu können – und der Darm steht hier bei manchen Forschern eindeutig im Mittelpunkt.


Immer mehr Studien lassen vermuten, dass Parkinson tatsächlich im Verdauungssystem beginnt – wenigstens bei jenen Betroffenen, die schon jahrelang vor ihrer Diagnose Verdauungsstörungen hatten. Im März 2017 gaben Forscher in einer Studie an, dass die parkinsontypischen Ablagerungen im Gehirn – das sog. Alpha-Synuclein Protein, das die Nervenzellen absterben lässt – über den Vagusnerv vom Gehirn in den Magen wandern können.


Allerdings vermuten manche Wissenschaftler auch, dass die Ablagerungen den umgekehrten Weg nehmen, dass also das Alpha-Synuclein möglicherweise mit der Nahrung in das Verdauungssystem gelangen könnte und von dort ins Gehirn wandere.


Die finnischen Wissenschaftler rund um Scheperjans sind sich in jedem Fall sicher, dass die Darmflora in den nächsten Jahrzehnten eine wichtige Rolle in der Entwicklung neuer Parkinson-Therapien spielen wird. Zu diesen Therapieformen werden Ernährungsumstellungen gehören, der Einsatz von Probiotika und Präbiotika sowie auch Stuhltransplantationen.


„In den letzten Jahren haben wir die Bedeutung der Darm-Hirn-Verbindung im Zusammenhang mit Parkinson entdeckt“, so Scheperjans.

Und Dr. Patrik Brundin, Chefredakteur des „journal of Parkinson´s Disease“ kommentiert:


Der Darm steht mittlerweile im Fokus der Parkinsonforschung. Wir sind uns sicher, dass es in den nächsten 20 Jahren hier einen enormen Fortschritt geben wird. Denn Veränderungen der Darmgesundheit können dabei helfen, Parkinson früher zu diagnostizieren, während Therapien, die diese Veränderungen beeinflussen, die Krankheit verlangsamen können. Dazu gehören so “einfache” Massnahmen, wie das Beheben einer vorliegenden chronischen Verstopfung und die allgemeine Verbesserung der Darmfunktionen“.


Im Juni 2019 erschien eine weitere Studie, in der Forscher den Zusammenhang zwischen der Parkinson Krankheit und der Darmgesundheit im Visier hatten. Die Wissenschaftler von „Johns Hopkins Medicine“ berichten im Journal „Neuron“ von der Entdeckung weiterer Belege dafür, dass die Parkinson Krankheit ihren Ursprung in einem kranken Darm habe, von wo sie sich über die Nervenbahnen bis ins Gehirn ausbreite.


Quellen:


ulak A, Bonaz B, Brain-Gut-microbiata axis in Parkinson`s disease, Oktober 2015, World Journal of Gastroenterology, (Darm-Hirn-Mikrobiom-Achse bei Parkinson)


Scheperjans F et al., The Times They Are a-Changin’: Parkinson’s Disease 20 Years from Now, The Journal of Parkinson’s Disease, Dezember 2018


Ulusoy A et al., Brain-to-stomach transfer of α-synuclein via vagal preganglionic projections, Acta Neuropathol. 2017 Mar;133(3):381-393


Ärzteblatt, Parkinson: Alpha-Synuclein reist vom Hirn zum Magen, 9. Januar 2017


Sangjune K et al., Transneuronal Propagation of Pathologic α-Synuclein from the Gut to the Brain Models Parkinson’s Disease, Neuron, 26. Juni 2019


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