DIE DARMFLORA STEUERT DIE MENTALE GESUNDHEIT
- agneskalaitzis
- 18. Nov. 2024
- 4 Min. Lesezeit

Ob Schreikind, Autismus, ADHS oder Alzheimer – die Darmflora ist an der Entstehung aller 4 Probleme maßgeblich beteiligt, wie auch verschiedene Studien auf die Zusammenhänge zw. mentaler Gesundheit und dem Zustand der Darmflora hinweisen.
Im Darm eines Erwachsenen tummeln sich bis zu 100 Billionen Bakterien. Ihre Aufgaben sind derart vielfältig, dass ohne sie den Leben möglich wäre. So helfen uns Darmbakterien dabei, die Nahrung zu verdauen, sie unterstützen das Immunsystem und verhindern, dass sich schlechte, also krankmachende Bakterien und Pilze ausbreiten können.
Zahlreiche Studien konnten daher längst zeigen, dass durch eine gestörte Darmflora viele Krankheiten mit verursacht werden können, wie beispielsweise Asthma, Allergien, Übergewicht oder einen Reizdarm. Interessant ist, dass Darmbakterien außerdem unser Verhalten und die Gesundheit unserer Psyche beeinflussen.
Über Darm-Hirn-Achse habe ich schon ein paar interessante Artikel für euch bereits geschrieben.
Wissenschaftler von der Ohio State Untiversity haben beispielsweise herausgefunden, dass das Temperament von Säuglingen stark von der Anzahl und der Vielfalt bestimmter Darmbakterien abhängig ist.
Dr. Lisa Christian und ihr Team nahmen Stuhlproben von 77 Babys im Alter von 18 bis 27 Monaten unter die Lupe und stellten dabei fest, dass zw. dem Temperament der Kinder und der Anwesenheit spezifischer Typen von Darmbakterien ein relevanter Zusammenhang besteht. Das Studienergebnis war erstaunlich: Je größer die Bakterienvielfalt, umso friedlicher gestimmt waren die Babys.
Gleichzeitig zeigte sich das meinen Lesern bereits Altbekannte, dass eine gestörte Darmflora (Dysbiose) auch die Entstehung von chronischen Krankheiten fördern kann. Einerseits führt eine gestörte Darmflora zu chronischen Entzündungsprozessen, die ein wichtiger Risikofaktor für Krankheiten darstellen. Andererseits scheint ein Übermaß schädlicher Darmbakterien eine verstärkte Ausschüttung von Stresshormonen mit sich zu bringen – und zwar von denselben Hormonen die auch mit chronischen Krankheiten (Asthma, Neurodermitis etc.) und Übergewicht in Verbindung stehen.
Die Darmflora scheint somit Körper und Geist zu beeinflussen. Dr. Michael Bailey vom Institute for Behavioral Medicine Research unterschtreicht, es bestehe kein Zweifel daran, dass die Darmbakterien mit dem Gehirn kommunizieren. Es steht fest, dass eine gestörte Darmflora die Stressanfälligkeit erhöht und damit Stimmungsschwankungen oder gar konkret mentale Störungen wie Autismus oder ADHS fördert.
Diverse Untersuchungen haben gezeigt, dass die Darmflora von autistischen Kindern anders zusammengesetzt ist als die von gesunden Kindern.
Jeremy Nicholson und seine Kollegen vom Imperial College London haben im Journal of Proteom Research eine Studie veröffentlicht, die besagt, dass bei der Entstehung von Autismus Darmbakterien beteiligt sind. Die Forscher gehen davon aus, dass Darmkeime Giftstoffe produzieren, welche die Entwicklung des Gehirns beeinflussen.
Des Weiteren hat auch Dr. Natasha Campbell-McBride die Wechselwirkungen zw. Darm und Gehirn untersucht und dabei herausgefunden, dass eine gestörte Darmflora ein maßgeblicher Risikofaktor für Autismus und weitere psychische Störungen wie z. B. ADHS/ADS darstellt. Ihre Untersuchungen haben ergeben, dass autistische Kinder mit einem ganz normalen Gehirn auf die Welt kommen, aber autistische Symptome entwickeln, wenn ihr Verdauungssystem mit toxischen Substanzen in Berührung kommt.
Viele ADHS-Kinder leiden gleichzeitig an Verdauungsstörungen, was ebenfalls auf eine gestörte Darmflora hinweist. Was würde geschehen, wenn man bei den betroffenen Kindern zunächst einmal die Verdauungsprobleme beheben und die Darmflora sanieren würde?
Prof. Paul Wender von der Harvard Medical School ist ein anerkannter Pionier auf diesem Gebiet. Er hat bereits in den 1970er Jahren, als ADHS noch kaum thematisiert urde, erkannt, dass die Krankheit vom Darm ausgeht und somit ohne Methylphenidat (z. B. Ritalin) behandelbar wäre.
Der Einfluss der Darmflora auf das Gemüt und die mentale Gesundheit zieht sich durchs ganze Leben. Erst ist es der Säugling, der viel schreit, dann das autistische oder ADHS-Kind und im Alter ist es Demenz, die ebenfalls eindeutig von einer gestörten Darmflora beeinflusst sprich verstärkt oder beschleunigt werden kann. (Und in den meisten Fällen wird).
Prof. Marco Prinz und seine Kollegen vom Institut für Neuropathologie am Universitätsklinikum Freiburg konnten aufzeigen, dass sich bestimmte Nervenzellen im Gehirn (Mikroglia) von Abbauprodukten der Darmbakterien beeinflussen lassen:
Dr. Daniel Erny erläuterte in einem Interview mit n-tv:
„Vorher dachte man, dass das Verdauungssystem und das Immunsystem im Gehirn zwei völlig separate Systeme sind. Wir haben nun aber festgestellt, dass es eine enge Verbindung zw. beiden gibt.“
Und so zeigt sich wieder einmal, dass – vom Baby bis zum Greis - ist einer gesunden Ernährung und einer gesunden Darmflora in vielen Fällen den unterschiedlichsten Krankheiten und Störungen auf natürliche Weise vorgebeugt werden kann.
Beim Säugling und Kleinkind kann einer gestörten Darmflora sehr gut vorgebeugt werden. Wichtig sind dabei die folgenden 4 Punkte:
1. Das Baby sollte möglichst auf natürlichem Wege geboren werden, da bei natürlich geborenen Säuglingen die erste bakterielle Besiedlung des Darms schon während des Geburtsprozesses erfolgt. Babys, die per Kaiserschnitt auf die Welt kommen, weisen daher zunächst eine unnatürliche Darmflora auf.
2. Der Säugling sollte in den ersten 6 bis 12 Lebensmonaten ausschließlich Muttermilch erhalten, da die Darmflora gestillter Kinder nachweislich gesünder ist als die Darmflora von Flaschenkindern.
3. Die Mutter sollte bereits während der Schwangerschaft und später auch während der Stillzeit gute Darmflora besitzen, und im Falle Dysbiose hochwertige Probiotika einnehmen. Studien haben gezeigt, dass es sich sehr positiv auf den Darm und das Immunsystem des Säuglings auswirkt, wenn die Mutter in dieser Hinsicht aktiv ist.
4. Sobald das Baby feste Nahrung verlangt sollte es hochwertige Bio-Kost statt Baby-Fast-Food erhalten.
Wollen sie ihre Dramflora regulieren oder nach der Einnahme von Antibiotika wieder neu aufbauen – melden sie sich gerne bei mir, ich helfe dann ihnen gerne mit gezielten Empfehlungen.
Quellen:
Lisa M. Christian, Michaes T. Balley et al, Gut microbiome composition is associated with temperament during early childhood, Brain, Behavior, and Immunity, März 2015,
Toddler temperament could be influenced by different types of gut bacteria, Science Daily, Mai 2015
Diaz Heijtz R. et al, Normal gut microbiota modulates brain devolopment and behavior, Proc Natl Acad Sci USA, Febr 2011
Jeremy K Nicholson et al, Urinary Metabolic Phenotyping Differentiates Childern with autism from Their Unaffected Siblings and Age-Matched Controls, J. Proteome Res. Sept. 2010
Camplell-McBride N, Gut and Psychology Synd´rome. Natural Treatment Of Autism, ADHS, Dyslexia, Dyspraxia, Depression And Schizophrenia, 2004
Wender PH, Kalm M, Prevalence of attention deficit disorder, residual type and other psychiatric disorders in patients with irritable colon syndrome, Am J Psx
Ychiatry, Dez 1983
Prinz M, et al Host microtiota constantly control maturation and function of mocroglia in the central nervous system, Nat Neurocsi, Juni 2015
Alzheimer ade? Darmflora halt Gehirn gesund, n-ty- 03.Juni 2015
Dr. Silvia Franz, Aufmerksamkeitsstörung aus ganzheitlicher Sicht AD/H)S: Meist lässt sich eine Ursache finden, Naturarzt, Mai 2012
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