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DIE GERSTE - HEILENDER SUPER FOOD

Aktualisiert: 13. Jan. 2022


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Die Gerste wird heute bevorzugt als Tierfutter oder für die Bierherstellung genutzt. Ein echtes Gerstenbrot oder die Gerstengrütze kennt kaum noch jemand.

Dabei hat die Gerste – im Vergleich zum Weizen – interessante gesundheitliche Vorteile auf Lager.

Ihr Vitalstoffgehalt ist höher und ein besonderer Ballaststoff gilt offiziell schon bei wenigen Scheiben Gerstenbrot pro Tag als eindeutig cholesterinsenkend.


Die Gerste (Hordeum vulgare) zählt zu den Süssgräsern und gilt als das älteste Getreide, das vom Menschen angebaut wurde.

Archäologischen Funden zufolge hat es die Gerste bereits vor rund 800.000 Jahren gegeben, im südlichen Zentralasien und im Vorderen Orient wurde sie vor etwa 10.000 Jahren domestiziert. Deshalb wird die Gerste häufig auch als Urkorn bezeichnet.


Schon früh hat man erkannt, dass die Gerste nicht nur sättigend ist, sondern auch heilsam.

So wurde in der Antike beispielsweise Ptisane – eine Grütze oder ein Absud aus gekochten Gerstengraupen – aufgrund ihrer guten Verdaulichkeit bei akuten Erkrankungen als Nähr- und Heilmittel eingesetzt.


Ausserdem war Gerstenwasser, auch als Tisane bekannt, bis ins 19. Jahrhundert ein oft verschriebenes Getränk für kranke und schwache Menschen.

Dazu hat man die Gerste mit Wasser aufgekocht, das Korn verworfen und die Flüssigkeit getrunken.


Den Gerstensprossen wurde hingegen eine entwässernde und fiebersenkende Wirkung zugesprochen.


In Japan und Korea wird bis zum heutigen Tag gern Gerstentee getrunken, beispielsweise um stressbedingten Magengeschwüren vorzubeugen.

Und in der traditionellen tibetischen Medizin gilt die Gerste als heilsam, da es den Darm anregt.


Mittlerweile konnte auch durch wissenschaftliche Studien nachgewiesen werden, dass die Gerste interessante gesundheitliche Vorteile mit sich bringt und z. B. de Blutzuckerspiegel senken kann.


Bei uns wird die Gerste relativ selten gegessen und fast ausschliesslich in Form von Bier, Whiskey oder Malzkaffee genossen.

Die Verdrängung der Gerste durch den Weizen nahm bereits in der Römerzeit ihren Anfang. Ein Grund war, dass der Weizen bessere Backeigenschaften aufwies.


Und so kam es, dass die Gerste mehr und mehr zum Getreide zweiter Klasse degradiert und vorwiegend für die Bierherstellung verwendet wurde.

Als ertragreiches Viehfutter wird die Gerste allerdings erst seit Anfang des 20. Jahrhunderts geschätzt.


Vielleicht ist die Gerste als Lebensmittel letztendlich auch deshalb in Vergessenheit geraten, da sich die Menschen in der Nachkriegszeit an Graupensuppe satt gegessen und anschliessend die Gerste nicht mehr sehen oder riechen wollten.


Fakt ist jedoch, dass die Gerste in der Lebensmittelindustrie nie eine grosse Rolle gespielt hat und der Weizen heute auch deshalb zwangsläufig in aller Munde ist.


Inzwischen leben wir jedoch in einer Zeit, in der immer mehr Menschen dem Weizen abschwören und anderen Getreidearten wie der Gerste wieder mehr Aufmerksamkeit schenken.

Dies ist auch darauf zurückzuführen, dass vermehrt Weizen-Unverträglichkeiten auftreten.


Gerste enthält zwar wie der Weizen Gluten, doch deutlich geringere Mengen als dieser. Schon allein aus diesem Grunde ist die Gerste bekömmlicher.


Laut Forschern aus Australien lassen künstliche Düngemittel und hochspezialisierte Sorten beispielsweise die Konzentration der sogenannten Amylase-Trypsin-Inhibitoren (auch ATI abgekürzt) ansteigen, die zu Weizen-Unverträglichkeitssymptomen bei empfindlichen Menschen führen können.


Bei der Gerste verhält es sich ganz anders: Während der moderne Weizen genetisch stark von dem Weizen früherer Zeiten abweicht, hat eine Analyse von 6.000 Jahre alten Gerstenkörnern gezeigt, dass sich das Erbgut der Gerste bis heute kaum verändert hat.


Gerste stellt eine gute pflanzliche Eiweissquelle dar. Sie sättigt nachhaltig und liefert für die Verdauung hochwertige Ballaststoffe.


In 100 Gramm Nacktgerste (siehe unten) stecken rund:

12g Wasser

64g Kohlenhydrate

10g Ballaststoffe

10g Fett


Die gesunde Ballaststoffe in der Gerste:


Ballaststoffe steigern das Darmvolumen und regulieren damit den Stuhlgang.

Des Weiteren haben sie eine reizmildernde Wirkung auf die Schleimhäute und werden bei der Entgiftung des Körpers eingesetzt.


Der medizinisch wertvollste unlösliche Ballaststoff in der Gerste heisst Beta-Glucan, der nicht nur die Verdauung fördert, sondern auch das Cholesterin und den Blutzucker senkt sowie das Risiko für Herzkrankheiten und Krebs mindern kann.


Es gibt kein anderes Lebensmittel, das mehr Beta-Glucan enthält als die Gerste. In 100 Gramm Gerstenkörnern stecken bis zu 5 Gramm Beta-Glucan – 12-mal so viel wie in Roggen und Weizen – was rund 150 Prozent der empfohlenen Tagesdosis entspricht.


Da die Körner der Spelzgerste fest mit den ungeniessbaren Spelzen verwachsen sind, müssen sie in einer Schälmühle entspelzt werden.

Die Nacktgerste ist hingegen eine Gerstensorte mit losen Spelzen. Diese fallen beim Dreschen ab, müssen also nicht mühevoll entspelzt werden.


Da beim Entspelzen oft auch ein Teil der ballaststoff- und mineralstoffreichen Randschichten des Korns entfernt werden, ist die entspelzte Gerste aus ernährungsphysiologischer Sicht nicht mehr so wertvoll.

Die Nacktgerste gilt somit als die vollwertigere Gerstenvariante.


Gerste enthält zudem im Vergleich zu anderen Getreidearten einen höheren Gehalt an Vitaminen und Mineralstoffen.

Dies ist darauf zurückzuführen, dass die Gerste das einzige Getreide ist, das drei vitamin- und mineralstoffreiche Aleuronschichten hat, die den Mehlkörper von der äusseren Schale trennen – Weizen hat z. B. nur eine.


In 100 Gramm Gerste stecken zahlreiche Vitalstoffe, die auch in Bezug auf die Erfüllung der empfohlenen Tagesdosis (RDA) von grosser Relevanz sind: Vitamin B1, Vitamin B3, Vitamin B6, Vitamin B7, Vitamin B9, Mangan, Phosphor, Kupfer, Magnesium, Zink, Kalium, Eisen.


Wie Sie sehen können, kann die Gerste viel dazu beitragen, um einem Vitalstoffmangel entgegen zu wirken.

Zahlreiche wissenschaftliche Studien konnten mittlerweile die gesundheitlichen Vorteile der Gerste untermauern


Selbst die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) musste aufgrund der Forschungslage anerkennen, dass der regelmässige Verzehr von Gerste den Cholesteringehalt im Blut reduziert.

Dafür wird mitunter das Beta-Glucan verantwortlich gemacht.


Die Cholesterinsenkung beruht darauf, dass Beta-Glucan Gallensäuren bindet, welche dann über den Verdauungstrakt ausgeschieden werden.

Auf diese Weise wird das LDL-Cholesterin abgefangen und aus dem Körper transportiert. Das HDL-Cholesterin wird dabei nicht beeinträchtigt.


Es steht inzwischen ausser Frage, dass Vollkornprodukte zur Herzgesundheit beitragen.

So sind z. B. Wissenschaftler von der Tulane University School of Public Health and Tropical Medicine nach einer 19 Jahre dauernden Studie mit fast 10.000 Teilnehmern zum Schluss gekommen, dass Menschen, die mehr Ballaststoffe zu sich nehmen, seltener an Herzerkrankungen leiden


Vor der Menopause scheint die weibliche Hormonkonstellation eine gefässschützende Wirkung zu haben. Nach den Wechseljahren steigt jedoch auch bei Frauen das Risiko für Arteriosklerose und Herzkrankheiten an. Forscher von der Tufts University in Boston fanden allerdings heraus, dass Frauen diese Gefahr abschwächen könnten.


Dass eine gesunde Darmflora nicht nur dem Darm, sondern der Gesamtgesundheit zugutekommt, ist allgemein bekannt. So kann die Darmflora beispielsweise die Entstehung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen beeinflussen.

Dies ist mitunter darauf zurückzuführen, dass bestimmte Darmbakterien die Entstehung von Arteriosklerose fördern.


Studien haben gezeigt, dass das Beta-Glucan in der Gerste die uns freundlich gesinnten Darmbakterien nähren und deren Ansiedlung im Darm nachhaltig begünstigen.

Wenn die Ballaststoffe von den Bakterien fermentiert werden, entsteht Buttersäure, welche den Bakterien als Kraftstoff dient.


Ein italienisches Forscherteam hat diesbezüglich eine interessante Studie durchgeführt.

Die Probanden bekamen für zwei Monate täglich 100 Gramm einer Pasta zu essen, die zu 25 Prozent aus Vollkorn-Gerstenmehl bestand, das drei Gramm Beta-Glucan liefert.


Die Wissenschaftler nahmen zu Beginn und Ende des Studienzeitraums von den Teilnehmern Stuhl- und Blutproben. Dabei stellten sie fest, dass die Anzahl der nützlichen Darmbakterien nach der "Pastakur" merklich gestiegen war, während die Zahl der schädlichen Bakterien gesunken war.


Diversen Studien zufolge kann die Zusammensetzung der Darmflora auch auf Diabetes Typ 2 hinweisen. Ist die Darmflora gesund, wird der Körper vor Infektionen und schädlichen Stoffen geschützt.

Dabei spielt die intakte Darmbarriere eine entscheidende Rolle.


Werden nun aber bestimmte Bakterien gestört, die an dem Aufbau und der Erhaltung dieser Barriere beteiligt sind, dringen vermehrt bakterielle Schadstoffe ein.

Auf diese Weise werden Entzündungen verursacht, die zu einer Insulinresistenz und folglich zu Diabetes führen können. Untersuchungen haben gezeigt, dass im Darm von Diabetikern weniger von jenen Bakterien vorhanden sind, die Buttersäure produzieren.


Forscher von der Lund University liessen 20 Probanden im mittleren Alter drei Tage lang – morgens, mittags und abends – Brot essen, das bis zu 85 Prozent Gerste enthielt. Die Studienteilnehmer wurden täglich auf Anzeichen für Diabetes und Herzerkrankungen untersucht.


In Folge wurde festgestellt, dass sich der Stoffwechsel der Probanden verbesserte. Sie hatten tiefere Blutzuckerwerte, einen niedrigeren Insulinspiegel und ihre Insulin-Empfindlichkeit nahm zu. Ausserdem wurden die Versuchspersonen weniger von Heisshunger geplagt.

Die Forscher kamen zum Schluss, dass Gerste das Risiko für Diabetes und Erkrankungen der Herzkranzgefässe senkt.


Dadurch, dass die Ballaststoffe der Gerste die Vermehrung der guten Darmbakterien anregen, wird auch die Abgabe von wichtigen Verdauungshormonen stimuliert.

Eines dieser Hormone hilft wiederum dabei, chronische Entzündungen zu reduzieren.


Zahlreiche chronische Krankheiten – darunter auch Alzheimer und Krebs können durch oxidativen Stress und Entzündungen verursacht werden.

Die Gerste hat ein grosses Potential, dies zu verhindern, da sie auch eine gute Quelle für Antioxidantien wie z.B. Pheonolen ist.


Eine japanische Studie an der Kyushu University hat zu Tage gebracht, dass bestimmte Stoffe wie z. B. das Flavon Tricin im Gerstengras die Überproduktion von Melanin unterbinden und somit der Entstehung von Hautkrebs entgegenwirken können.


Zudem haben bereits einige Studien gezeigt, dass auch die in der Gerste enthaltenen Ballaststoffe in puncto Krebs eine vorbeugende Wirkung entfalten.

Chinesische Forscher von der Tianjin University of Science and Technology haben Anhaltspunkte gefunden, dass wasserlösliche Ballaststoffe in der Gerste die Ausbreitung von Darmtumoren verhindern und diese auch abtöten können.


Forscher an der Universityy of Tehran konnten hingegen nachweisen, dass Beta-Glucan bei einer Strahlentherapie die gesunden Leberzellen vor Strahlenschäden schützt.


Was ist den Gerstenwasser?


Gerstenwasser ist ein uraltes Heilmittel, das z. B. in England noch immer zur Fiebersnkung und Stärkung eingesetzt wird.

Sogar die Queen schwört auf dieses Power-Getränk, sie soll täglich ein Glas davon trinken. Es ist ganz einfach, Gerstenwasser selbst herzustellen.


Kochen Sie einfach 50 bis 100 Gramm Gerste mit 2 Litern Wasser auf. Lassen Sie den Trunk dann bei niedriger Temperatur und leicht geöffnetem Deckel für etwa zwei Stunden köcheln, bis sich die Flüssigkeit auf einen Liter reduziert hat.

Dann können Sie die Körner abseihen und einen Esslöffel Honig, den Saft einer frisch gepressten Zitrone oder Orange und auch Gewürze beimengen. Gerstenwasser kann heiss oder kalt genossen werden und ist im Kühlschrank 3 Tage haltbar.


Die jungen Blätter der Gerstenpflanze werden als Gerstengras bezeichnet.

Gerstengras enthält zahlreiche Vitamine, Mineralstoffe, Enzyme sowie Antioxidantien und wird deshalb in der Naturheilkunde häufig auch als eines der wertvollsten Lebensmittel der Welt bezeichnet.


Gerstengras selbst anzubauen, ist keine Hexerei. Lassen Sie die Gerstenkörner etwa 8 Stunden in Wasser quellen und verteilen Sie sie dann auf feuchter Erde. Wenn das Gerstengras eine Höhe von ungefähr 10 cm erreicht hat, ist es erntereif.


Sie können aus der Nacktgerste auch Sprossen ziehen und diese in Salate, Suppen, Gemüsegerichte und Quarkspeisen mischen.


Aus Gerstengras kann Gerstengrassaft gepresst werden. Aus dem Saft lassen sich die Vitalstoffe des Gerstengrases sehr viel besser aufnehmen, so dass Grassäfte ein echtes Lebenselixier darstellen.

Sie liefern hochbioverfügbare Vitalstoffe, leberreinigende Bitterstoffe, entschlackendes Pflanzenwasser und entgiftendes Chlorophyll.


Alle diese Eigenschaften sorgen dafür, dass der Gerstengrassaft zur Therapie chronischer Erkrankungen eingesetzt wird, bei Detox-Kuren nicht fehlen darf und zur Regeneration nach dem Sport oder nach stressigen Situatonen beiträgt.


Der hohe Eisengehalt lässt insbesondere das Gerstengrassaftpulver (pulverisierter Gerstengrassaft) zu einer sehr guten natürlichen Eisenquelle werden, die bei Eisenmangel und Anämien schnell wieder zu einem steigenden Eisen- bzw. Ferritinspiegel beitragen kann.


Auch reichlich Zink, Kalium und Magnesium sowie Folsäure finden sich im Gerstengrassaftpulver, so dass man insgesamt von einem hochwertigen und natürlichen Vitalstoffpräparat sprechen kann, das den heute üblichen Mangel an grüner Pflanzenkost kompensieren kann.


Quellen:


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