MILCHSÄUREBAKTERIEN FÜR GUTE VERDAUUNG
- orion-consult
- 1. Dez. 2021
- 4 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 13. Jan. 2022

Viele Bakterien können Krankheiten verursachen.
Doch gibt es auch Bakterien, die völlig unschädlich, ja sogar sehr nützlich und für die Gesundheit damit sehr gut sind. Die Milchsäurebakterien – auch Laktobakterien genannt – gehören zu diesen nützlichen Bakterien. Man nennt sie auch probiotische Bakterien oder (in Form von Nahrungsergänzungen) Probiotika. Sie besiedeln u. a. den menschlichen Darm und haben dort viele verschiedene Aufgaben.
Eine der wichtigsten Aufgaben ist dabei die Unterstützung und Regulierung der Verdauung.
Milchsäurebakterien leben im Idealfall in grosser Zahl im menschlichen Darm. Dabei ist nicht allein die vorhandene Menge eines einzelnen Stammes entscheidend, sondern auch die Vielfalt.
Je mehr Stämme also kombiniert und im richtigen Verhältnis in der Darmflora vorliegen, umso günstiger scheint es für die menschliche Gesundheit zu sein.
Besiedeln reichlich Milchsäurebakterien den Darm, dann können sie erfolgreich schädliche Bakterien und andere Mikroorganismen, wie etwa Pilze verdrängen.
Gleichzeitig bilden Milchsäurebakterien Stoffe, mit denen sie Krankheitserreger bekämpfen.
Da Milchsäurebakterien überdies Milchsäure bilden, sorgt diese Säure für das im Darm erwünschte leicht saure Milieu, in dem sich viele schädliche Bakterien gar nicht erst wohl fühlen.
Zusätzlich stärken Milchsäurebakterien die Barrierefunktion der Darmschleimhaut und verhindern so ein Leaky-Gut-Syndrom, beugen auf diese Weise Allergien, Unverträglichkeiten, Entzündungen und Autoimmunerkrankungen vor.
Milchsäurebakterien bilden zudem kurzkettige Fettsäuren, die von den Darmschleimhautzellen als Energiequelle genutzt werden können, was sehr zum Wohlbefinden und einer schnelleren Regeneration der Darmschleimhaut beiträgt.
Eine der wichtigsten Aufgaben von Milchsäurebakterien ist ferner die Unterstützung der Verdauung. Denn Milchsäurebakterien verbessern die Bioverfügbarkeit (Verwertbarkeit) von Nähr- und Vitalstoffen, so dass der Organismus diese leichter verdauen und in höherem Mass aufnehmen kann.
Auf diese Weise verbessern Milchsäurebakterien die Versorgung des Körpers mit lebenswichtigen Stoffen.
Milchsäurebakterien können sich auf vielfältige Weise positiv auf den menschlichen Organismus auswirken:
verbessern die Darmgesundheit und sorgen für eine gesunde Darmflora.
verbessern die Verdauung und sorgen für eine bessere Nährstoff- und Vitalstoffversorgung
regenerieren die Darmschleimhaut und beugen einem Leaky Gut Syndrom vor
indern chronische Verdauungsbeschwerden, wie Durchfall, Verstopfung, Blähungen etc.
wirken entzündungshemmend und helfen daher bei allen chronisch entzündlichen Erkrankungen
stärken und entlasten das Immunsystem
helfen bei der Regulierung von Lipidstoffwechsel und Blutzuckerspiegel sowie beim Abnehmen
besiedeln auch die Scheide, sorgen für das dort erforderliche saure Milieu und verhindern Infektionen der Scheide. Orale Milchsäurebakterienpräparate sowie Scheidenzäpfchen mit Milchsäurebakterien können bei einem gestörten Scheidenmilieu (z. B. nach Antibiotikatherapien) wieder dabei helfen, eine gesunde Scheidenflora aufzubauen
beugen vielen chronischen Erkrankungen vor, wie z. B. Diabetes, Darmkrebs, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Allergien und vermutlich auch Autoimmunerkrankungen
bei Säuglingen lindern sie Koliken.
Milchsäurebakterien finden sich in Lebensmitteln, die mittels Fermentation hergestellt werden, wie etwa in fermentiertem Gemüse (z. B. Sauerkraut), manchen Gemüsesäften (milchsauer vergoren steht auf dem Etikett) oder im Brottrunk.
Genauso liefern selbstgemachter Milchkefir und Joghurt Milchsäurebakterien.
Abgesehen davon, dass wir nicht zum Verzehr von Milchprodukten raten, muss hier bei gekauften Produkten immer berücksichtigt werden, dass aufgrund der industriellen Herstellungsprozesse nicht mehr sicher ist, ob noch relevante Milchsäurebakterienmengen enthalten sind.
Dies gilt auch für Sojajoghurt, für gekauftes Sauerkraut und gekaufte milchsauer vergorene Gemüsesäfte; lediglich frisches, also unpasteurisiertes Sauerkraut ist hier noch empfehlenswert.
Als Quellen für Milchsäurebakterien werden oft auch Miso, Kimchi, Apfelessig und Tempeh genannt. Auch hier ist nicht mehr nachvollziehbar, ob auch tatsächlich noch hilfreiche Milchsäurebakterien mengen im Endprodukt enthalten sind.
Doch. Bei einer Histaminintoleranz ist der Körper nicht mehr in der Lage, das mit der Nahrung eintreffende oder im Körper entstehende Histamin abzubauen. Normalerweise würden Darmschleimhautzellen das dazu benötigte Enzym bilden, was bei der Histamintoleranz nicht mehr in ausreichendem Mass der Fall ist.
Lebensmittel, die Milchsäurebakterien enthalten (z. B. fermentierte Gemüse), sind meist auch histaminreich und werden daher bei einer Histaminintoleranz nicht vertragen.
Wie aber sieht es mit probiotischen Präparaten aus, die lediglich Lakto- und Bifidobakterien enthalten?
Hier scheint es Stämme zu geben, die bei einer Histaminintoleranz hilfreich sind, während andere Stämme nicht gut vertragen werden.
Da eine Unverträglichkeit/Intoleranz immer sehr individuell ausgeprägt ist, lassen sich hier leider keine pauschal gültigen Aussagen treffen, so dass jeder Betroffene selbst testen muss – wenn er Probiotika nutzen möchte – welche er davon verträgt.
Im Allgemeinen jedoch heisst es, dass L. casei und L. bulgaricus eher nicht vertragen werden, wenn eine Histaminintoleranz vorliegt.
Positive Effekte könnten hingegen Milchsäurebakterien haben, die im Darm entzündungshemmend wirken (und so die Darmschleimhaut schützen), für eine geringere Aktivität der Histaminrezeptoren sorgen und das Histamin abbauen helfen.
Zu diesen bei Histaminintoleranz positiv wirkenden Milchsäurebakterien gehören z. B. L. rhamnosus, L. plantarum, möglicherweise auch L. reuteri sowie aus dem Bereich der Bifidobakterien B. infantis und B. longum.
Damit sich Milchsäurebakterien im Darm vermehren und sich eine gesunde Darmflora halten kann, genügt im Grossen und Ganzen eine gesunde zuckerfreie Ernährung.
Viele Lebensmittel enthalten darüber hinaus sog. prebiotische Bestandteile, also Stoffe, die den probiotischen Bakterien als Nahrung dienen. Zu derartigen prebiotischen Lebensmitteln gehören beispielsweise Zwiebeln, Lauch, Artischocken und Topinambur.
Natürlich gibt es auch prebiotische Nahrungsergänzungsmittel, wie etwa das Inulin, ein aus Pflanzen gewonnener Ballaststoff, der täglich quasi als „Futter“ für die Darmbakterien – entweder als Kapsel oder Pulver – eingenommen werden kann.
Inulin gilt als äusserst wirkungsvolles Nahrungsergänzungsmittel, das ausserdem noch sehr gut, nämlich etwas süsslich schmeckt. Es stärkt die Knochen, beugt Diabetes vor, regeneriert die Darmschleimhaut, wirkt entzündungshemmend und vieles mehr.
Bei manchen Menschen können Milchsäurebakterien zu Blähungen, einem Blähbauch oder Verstopfung führen. Meist klingen diese milden Nebenwirkungen jedoch nach einigen Tagen oder Wochen wieder ab.
Milchsäurebakterien können sich in der Schwangerschaft und Stillzeit nicht nur positiv auf die werdende Mutter auswirken, sondern auch auf die Gesundheit des Kindes.
Die Neigung zu Koliken im Säuglingsalter und später jene zu Allergien und Asthma kann sich reduzieren, wenn die Mutter in der Schwangerschaft und Stillzeit auf eine ausgewogene Darmflora achtet und Probiotika einnimmt.
Quellen:
Johnston BC et al., Probiotics for the prevention of pediatric antibiotic-associated diarrhea, Cochrane Database Syst Rev, April 2007
Deepika Priyadarshani et al., Screening selected strains of probiotic lactic acid bacteria for their ability to produce biogenic amines (histamine and tyramine), 2011, International Journal of Food Science & Technology
Vittorio Capozzi, Pasquale Russo et al, Biogenic Amines Degradation by Lactobacillus plantarum: Toward a Potential Application in Wine, Front Microbiol, 2012
Thomas CM et al, Histamine Derived from Probiotic Lactobacillus reuteri Suppresses TNF via Modulation of PKA and ERK Signaling. PLoS ONE, 2012
Dev S et al, Suppression of histamine signaling by probiotic Lac-B: a possible mechanism of its anti-allergic effect, Journal of pharmacological sciences, 2008
Nivetha A et al., Mini review on role of ?-galactosidase in lactose intolerance, IOP Science, 2017
Commentaires