top of page

WARUM BEIM PCOS DARMFLORA SANIEREN?


Das Polyzystische Ovarialsyndrom (PCOS) wird im Allgemeinen mit Medikamenten behandelt, darunter Hormonpräparate und sogar Cortison.

Liegt ein Übergewicht vor, versucht man die Patientin zu einer Gewichtsabnahme zu motivieren.

An weitere Massnahmen, wie die Einnahme von Vitalstoffen oder gar die Sanierung der Darmflora wird meist nicht gedacht.


Eine Darmflorastörung (Dysbiose) erhöht die Durchlässigkeit der Darmschleimhaut, was nun dazu führt, dass Endotoxine (im Darm entstehende toxische Stoffe), die normalerweise mit dem Stuhl ausgeschieden werden (und damit völlig ungefährlich wären), nun in den Blutkreislauf gelangen können.


Als Folge werde das Immunsystem alarmiert, der Insulinspiegel erhöht und die Testosteronproduktion angekurbelt. Zeitgleich entstünden chronische Entzündungsprozesse. Alle diese Faktoren zusammen könnten nun zu den typischen körperlichen Veränderungen und Symptomen eines PCOS führen, die da heisse:


Im Ultraschall zahlreiche Eibläschen in den Eierstöcken

Zyklusunregelmässigen und Unfruchtbarkeit

Zunahme der Körperbehaarung und evtl. Haarausfall

Akne

Diabetes oder Diabetesvorstufe

Bluthochdruck

Depressionen

Fehlgeburten


In den letzten Jahren wurde der Zusammenhang zwischen der Darmgesundheit und dem PCOS weiter untersucht – etwa von Forschern der University of California in Jahr 2015.

Sie stellten an 78 PCOS-Patientinnen fest, dass deren Zonulinwerte im Blut erhöht waren, ein Marker für eine krankhafte Durchlässigkeit der Darmschleimhaut.


Es zeigte sich, dass der Zonulinwert mit dem Schweregrad der vorliegenden Menstruationsstörungen und der Insulinresistenz der Patientinnen korrelierte, so dass man sehr stark annimmt, dass die Durchlässigkeit der Darmschleimhaut an der Entstehung eines PCOS beteiligt ist.


Im Januar 2018 schrieben Forscher in “The Jurnal of Clinical Endicrinology && Metabolism“, dass erhöhte Testosteronspiegel bei Frauen mit einer Veränderung der Darmflora im Zusammenhang stünden. Frauen mit PCOS – so heisst es in der Studie, in der Stuhlproben von über 160 Frauen untersucht wurden – hätten im Allgemeinen eine Darmflora mit geringerer Diversität (geringerer Bakterienvielfalt) als gesunde Frauen.


Bestätigt wurden die Ergebnisse im Juli 2018 von einer Studie an der Universitätsklinik Ramon y Cajal in Madrid.

Auch hier zeigte sich, dass die Darmflora bei Frauen mit PCOS ein spezifisches Muster aufwies – und zwar umso deutlicher, je höher ihr Testosteronspiegel war, aber auch je stärker ihr Übergewicht ausgeprägt war.


Im Januar 2020 stellten Forscher vom Childern´s Hospital Colorade fest, dass die Darmflora schon bei ganz jungen Frauen im Teenageralter gestört war, wenn diese an Übergewicht und PCOS leiden.

Die Darmflora besteht bereits in diesem frühen Krankheitsstadium aus mehr schädlichen Darmbakterien als die Darmflora gesunder Teenager.


Die gestörte Darmflora stehe mit zahlreichen typischen PCOS-Beschwerden in Zusammenhang, so die Forscher, etwa mit einem erhöhten Testosteronspiegel, mit einem erhöhten Blutdruck, entzündlichen Prozessen der Leber und erhöhten Blutfettwerten.


Im Februar 2020 erschien ein Review (eine Übersichtsarbeit) zu diesem Thema von Forschern der heilongjiang University of Chinese Medicine und der Zhejiang Chinese Medical University.


Darin wird u. a. eine randomisierte placebokontrollierte Doppelblindstudie vorgestellt, in der 60 PCOS-Patientinnen 12 Wochen lang entweder ein Probiotikum erhielten oder ein Placebo. Das Probiotikum bestand aus drei gefriergetrockneten probiotischen Bakterienstämmen: Lactobacillus acidophilus, Lactobacillus casei und Bifidobacterium bifidum.


In der Probiotika-Gruppe nahmen die Patientinnen etwas ab (in der Placebogruppe etwas zu) und ihr Insulinspiegel sowie die Blutfettwerte sanken.


In einer anderen randomisierten kontrollierten Doppelblindstudie mit demselben Probiotikum zeigten sich noch bessere Ergebnisse: Der Testosteronspiegel sank, der Malondialdehydwert ebenso (Marker für oxidativen Stress), auch die Entzündungswerte (CRP) und die übermässige Körperbehaarung gingen zurück. Nebenwirkungen wurde keine beobachtet.


Eine dritte Studie ergab, dass Probiotika den Gesamtcholesterinspiegel senkten, die Triglyceride (Blutfettwerte) und das LDL-Cholesterin, während das HDL-Cholesterin stieg – ein Ergebnis, das auf ein nun reduziertes Herz-Kreislauf-Risiko der PCOS-Patientinnen hinweist.


Quellen:


The Endocrine Society, Improved PCOS symptoms correlate with gut bacterial composition, ScienceDaily, 23. März 2019


Endocrine Society, PCOS may reduce gut bacteria diversity, 23. Januar 2018, Press release


Stacey Simon et al. Poor Sleep is Related to Metabolic Syndrome Severity in Adolescents with PCOS and Obesity, The Journal of Clinical Endocrinology & Metabolism (2020). DOI: 10.1210/clinem/dgz285


Torres PJ et al., Gut Microbial Diversity in Women With Polycystic Ovary Syndrome Correlates With Hyperandrogenism, J Clin Endocrinol Metab. 2018 Apr 1;103(4):1502-1511. doi: 10.1210/jc.2017-02153


Insenser M et al., Gut Microbiota and the Polycystic Ovary Syndrome: Influence of Sex, Sex Hormones, and Obesity, J Clin Endocrinol Metab. 2018 Jul 1;103(7):2552-2562. doi: 10.1210/jc.2017-02799


Tramellen K, Pearce K, Dysbiosis of Gut Microbiota (DOGMA)--a novel theory for the development of Polycystic Ovarian Syndrome, Medical Hypotheses, 2012 Juli


Zhang D, Zhang L, Yue F, Zheng Y, Russell R, Serum zonulin is elevated in women with polycystic ovary syndrome and correlates with insulin resistance and severity of anovulation, Eur J Endocrinol. 2015 Jan; 172(1):29-36


Xiaoxuan Zhao, Yuepeng Jiang, Hongyan Xi, Lu Chen, and Xiaoling Feng, Exploration of the Relationship Between Gut Microbiota and Polycystic Ovary Syndrome (PCOS): a Review, Geburtshilfe Frauenheilkd. 2020 Feb; 80(2): 161-171

















Comments


bottom of page